Neue Notiz
Exil – Exile (2020)
Subtiler Rassismus
Xhafer, Mitte 40 und bosnischer Herkunft, hat einen gut bezahlten Akademiker-Job. Aber er wird das Gefühl nicht los, einer oder alle hätten es auf ihn abgesehen. EXIL ist ein sich langsam heranschleichender Psychothriller.
Xhafer (Mišel Matičević) findet eine tote Ratte an seinem Gartentor. Er wird zu einer Sitzung über das Projekt, das er leiten soll, nicht eingeladen. Seine Frau (Sandra Hüller) sagt, dass müsse ja nichts mit Rassismus zu tun haben. Vielleicht mögen ihn die Leute einfach nicht. Xhafer, Mitte 40 und bosnischer Herkunft, hat drei Kinder, eine deutsche Frau, ein mittelgroßes Haus in einer dieser deutschen Vorortsiedlungen, und er hat einen gut bezahlten Akademiker-Job. Aber er wird das Gefühl nicht los, einer oder alle hätten es auf ihn abgesehen.
Der Film EXIL des selbst mit 15 Jahren aus Bosnien nach Deutschland eingewanderten Regisseurs Visar Morina ist ein sich langsam heranschleichender Psychothriller über subtilen Rassismus, über die Unfähigkeit von Männern, Schwäche zu zeigen und über toxische Arbeitsumgebungen. Xhafer dreht langsam durch, aber er steht auch unter erheblichem Druck. Sein Kollege Urs blockt ihn ab und sabotiert seine Arbeit. Bald sind mehr tote Ratten in Xhafers Garten. Xhafer verdächtigt Urs, aber was verbirgt sich hinter den Blicken der anderen Kollegen und Kolleginnen? Ist ein Lächeln freundlich oder spöttisch? Xhafer hat selbst eine Affäre, aber er verfolgt seine Ehefrau. Er fühlt sich überwacht und beginnt alles zu beobachten. Die engen Gänge des Bürogebäudes, die Büros und Besprechungsräume, die in ähnlichen Erdtönen gestrichene Wohnung, die Straßen in der Einfamilienhaus-Siedlung werden zu Psycho-Räumen, die nicht nur die Einsamkeit und Paranoia von Xhafer und allen anderen spiegeln, sondern das Schweigen und die unterschwellige Aggression mit erzeugen. Ein Gefühl des Fremdwerdens von Alltagsorten und vermeintlich harmlosen Bemerkungen schleicht sich immer mehr ein: Das EXIL des Filmtitels bezieht sich nicht nur auf Xhafers Herkunft, sondern auf ein Ausgeschlossensein von der alltäglichen Lebenswelt. Visar Morinas Film kriecht unter die Haut.
Originaltitel: Exil
Belgien/Deutschland/Kosovo 2020, 121 min
Sprache: Deutsch, Albanisch
Genre: Drama
Regie: Visar Morina
Drehbuch: Visar Morina
Kamera: Matteo Cocco
Schnitt: Hansjörg Weißbrich
Musik: Benedikt Schiefer
Verleih: Alamode Film
Darsteller: Sandra Hüller, Mišel Maticevic, Rainer Bock, Susanne Bredehöft, Piet Fuchs
FSK: 12
Kinostart: 20.08.2020
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