Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Euforia.

Reicher Bruder, armer Bruder

Matteo ist ein erfolgreicher Unternehmer, der das Partyleben liebt. Als sein Bruder Ettore von einer ernsten Krankheitsdiagnose getroffen wird, beschließt Matteo, ihn für die Dauer der Therapie aus seinem Heimatdorf zu sich nach Rom zu holen.

Mehr

EUFORIA (2018), die zweite Regiearbeit der Schauspielerin Valeria Golino, ist nicht zu verwechseln mit Lisa Langseths Film EUPHORIA (2017) oder der TV-Serie Euphoria (2019), obwohl die beiden Filme Geschwisterbeziehungen verhandeln, und sowohl die Filme als auch die High-School-/Drogen-Serie der Euphorie eher skeptisch gegenüberstehen. Golinos Film erzählt von zwei Brüdern, dem jüngeren, reichen, schwulen, hektischen Kunstmanager Matteo, gespielt vom italienischen Superstar Riccardo Scamarcio, und dem älteren, eher ruhigen und depressiven Lehrer Ettore (Valerio Mastandrea). Letzterer hat einen inoperablen Hirntumor, von dem zwar sein Bruder, aber weder er selbst noch der Rest der Familie etwas weiß. Matteo will seinem Bruder helfen und holt ihn nach Rom, um ihn von befreundeten Spezialisten behandeln zu lassen. So stürzt Ettore in das Glamourleben von Matteo, das an Paolo Sorrentinos LA GRANDE BELLEZA erinnert. Matteo lebt in einem unpersönlichen, aber gigantischem Loft mit einer spektakulären Terrassen-Lounge und einer Dachterrasse. Er ist ständig von allen möglichen Hofschranzen umgeben, ständig wird gefeiert, auf dem Tisch liegt fast immer eine Line Koks bereit. Valeria Golino inszeniert ihre Geschichte in elliptischen Vignetten mit vielen Auslassungen. Mal ist die ganze Familie beieinander, dann ist sie wieder weg, plötzlich sind Matteo und Ettore auf einer Art Wallfahrt in Bosnien, bei der Matteo den Bruder auf den Balkon schickt, um mit einer Zufallsbekanntschaft eine schnelle Nummer zu schieben. EUFORIA hat durch die Grundidee, einen Schwerkranken in Unkenntnis seiner Lage zu lassen, ein gewisses Glaubwürdigkeitsproblem. Aber der Film will wohl auch mehr eine Parabel sein, in der das stille Genießen des Augenblicks der hektischen Betäubung der eigenen Gefühle gegenübersteht.

Tom Dorow

Details

Originaltitel: Euforia
Italien 2018, 115 min
Sprache: Italienisch
Genre: Drama
Regie: Valeria Golino
Drehbuch: Francesca Marciano, Valia Santella, Valeria Golino
Kamera: Gergely Pohárnok
Schnitt: Giogiò Franchini
Musik: Nicola Tescari
Verleih: missingFILMs
Darsteller: Riccardo Scamarcio, Valerio Mastandrea, Isabella Ferrari, Valentina Cervi, Jasmine Trinca, Francesco Borgese
FSK: 12
Kinostart: 20.02.2020

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.