Neue Notiz
Es war einmal Indianerland
Im Gefühlschaos
In den letzten Tagen des Sommers, kurz vor einem wichtigen Boxkampf, verliebt sich der 17-jährige Mauser (Leonhard Schleicher) nicht nur einmal.
Es war einmal ein 17-jähriger Boxer namens Mauser (Leonard Scheicher), Outlaw in einer chaotischen Hochhaussiedlung am Stadtrand von Hamburg, wo kleine Störenfriede einen auf Cowboy machen, Vater Zöllner (Clemens Schick) gerade die Leiche der Stiefmutter in der Wohnung liegen hat, und der Rest der Bezirksbevölkerung aus kleinkriminellen Wegelagerern besteht. Es sind die letzten Tage der Sommerferien. Die letzten Tage vor einem wichtigen bevorstehenden Boxkampf, Tage in denen sich Mauser nicht nur einmal verliebt. Entscheidende Tage in seiner Adoleszenz. „Echte Helden, wenig Worte“, wie Mauser seine geliebten Western einmal beschreibt, gibt es da nicht, eher Gefühlschaos pur. Regisseur İlker Çatak, der mit seinem Kurzfilm WO WIR SIND zum Max-Opühls-Preisträger 2015 gekürt wurde, fängt das anarchische Treiben von Partys, Drogen, Küssen und Herzgebreche in einem adrenalinreichen Bilderrausch aus schnellen Schnitten, Zooms, Rotationen und kaleidoskopartigen Montagen ein, in dem alles passiert und nichts Gewicht hat. Da wird hin und her gespult, bis man aus Überforderung die Übersicht verliert und sich nur durch einen kathartischen Schrei retten kann - das hat ja schon bei GARDEN STATE geholfen.
Wie in jedem Coming-of-Age-Film dieser Art geht es natürlich um Selbstfindung. Mehrmals spricht Mauser durch ein Voice-Over scheinbar direkt zum Zuschauer. „Das bist du“, sagt er. Doch es fühlt sich immer so an, als spreche er mit sich selbst, während er gleichzeitig mit einem klaren Blick von außen zusieht. Er schaut sich seine Geschichte selbst an, um nach Ursprüngen zu suchen. Um sich besser zu verstehen und die richtigen Entscheidungen für sich zu treffen. Das Kino ist sein Spiegel, der ihm die Wahrheit zeigt. Spieglein, Spieglein an der Wand, ein Märchen im Indianerland.
Deutschland 2017, 96 min
Genre: Drama, Western, Sportfilm
Regie: Ilker Çatak
Drehbuch: Nils Mohl, Max Reinhold
Kamera: Florian Mag
Schnitt: Jan Ruschke
Musik: Acid Pauli
Verleih: Camino Filmverleih
Darsteller: Emilia Schüle, Clemens Schick, Leonard Scheicher, Johannes Klaußner, Johanna Polley
FSK: 12
Kinostart: 19.10.2017
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