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Ennio Morricone – Der Maestro

Der größte aller Filmkomponisten

In seinem Dokumentarfilm arbeitet Giuseppe Tornatore durch die kluge Komposition von Talking Heads und Filmszenen heraus, was die Kraft von Enio Morricones Musik ausmachte.

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Ennio Morricone war zweifellos der größte aller Filmkomponisten – und vielleicht einer der ganz großen Komponisten überhaupt. Mit Giuseppe Tornatore erweist eine Größe des italienischen Kinos diesem Giganten der Filmgeschichte die Referenz. Herausgekommen ist ein großer Film, der mit zweieinhalb Stunden gerade die richtige Länge hat.

Tornatore führte kurz vor dessen Tod ein langes Interview mit Morricone, in dem dieser ausführlich seine Karriere resümiert – die Anfänge im Musikbusiness als Arrangeur für Schlager, die experimentelle Musik, die ihn interessierte, die Filmmusik, in der er Arrangement und Experiment mit eingängigen Melodie-Ideen mischen konnte, die er offenbar im Überfluss hatte. Durch den direkten Zugriff auf den Protagonisten entzieht sich der Film der Versuchung, ein bloßes Requiem auf das Musikgenie zu werden – und durch umfassend eingesetzte Ausschnitte aus Filmen wie auch Morricone-Konzerten umschifft Tornatore die rein retrospektive Werkbetrachtung. Denn die Werke leben weiter, die Musik packt selbst in der fragmentierten Form von Szenenclips, und die Gewalt der Melodien umrauscht den Zuschauer auch, wenn die Live-Aufführung lediglich mittelbar erlebt werden kann. Tornatore ist der richtige Mann für diesen Film – seit CINEMA PARADISO hatte er vielmals mit Morricone zusammengearbeitet. Er ergänzt dessen Selbstauskunft durch Einschätzungen von Wegbegleitern, auch von Fans (Bruce Springsteen! James Hetfield!) und arbeitet durch die kluge Komposition von Talking Heads und Filmszenen heraus, was die Kraft von Morricones Musik ausmachte: Kontrapunktisch und rhythmenverschiebend, zugleich eingängig und avantgardistisch fügte er den Instrumenten zusätzliche Geräusche (Peitsche, Pfiffe oder Jaulen) hinzu, um mit seiner Musik die Bilder in etwas anderes, Höheres zu transzendieren – zu wirklich gewaltiger Kunst.

Harald Mühlbeyer

Details

Originaltitel: Ennio
Italien 2020, 90 min
Genre: Dokumentarfilm, Biografie
Regie: Giuseppe Tornatore
Drehbuch: Giuseppe Tornatore
Kamera: Giancarlo Leggeri, Fabio Zamarion
Verleih: Koch Films
Darsteller: Giuseppe Tornatore, Ennio Morricone, Bernardo Bertolucci
Kinostart: 22.12.2022

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