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Ema

Es brennt

EMA hat den Sohn, den sie adoptiert hatte, zurückgegeben, nachdem der mit Feuer gespielt und ihre Schwester verletzt hatte. Jetzt spielt EMA selbst mit Feuer und zieht mit dem Flammenwerfer durch die Stadt.

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Bei Ema (Mariana Di Girolamo) brennt es an allen Ecken und Enden – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Den Waisenjungen, den sie gemeinsam mit ihrem Mann Gastón (Gael García Bernal) vor nicht allzu langer Zeit adoptiert hatte, gab sie zurück, nachdem er mit Feuer spielte und dabei ihre Schwester schwer verletzte. Jetzt zieht sie selbst mit einem Flammenwerfer durch die nächtliche Stadt, um Ampeln und Autos abzufackeln und damit ihrer Seele Luft zu machen. Denn Ema bereut ihre Entscheidung, will ihren Sohn zurück. Aber dafür ist es jetzt zu spät. Dass sie einen Fehler gemacht hat, bekommt die professionelle Tänzerin von allen Seiten zu spüren und auch die ohnehin schwierige Ehe mit Gastón scheint daran endgültig zu zerbrechen. Doch anstatt sich mit der Situation abzufinden und, wie ihr die Sozialberaterin rät, sich wieder ganz auf ihren Tanz zu konzentrieren, zieht Ema in den Krieg gegen die Gesellschaft und für die Liebe. In ihrem Kampf bedient sie sich aller Waffen, die ihr dafür zur Verfügung stehen, allem voran der Energie, Eleganz und Verführungskunst ihres eigenen Körpers und Geistes.
Man muss die Titelheldin in Pablo Larraín neuem Film nicht sympathisch finden, um von ihr gebannt zu sein. Tatsächlich scheint der chilenische Ausnahmeregisseur genau das Gegenteil zu beabsichtigen. Ema ist, ähnlich wie die grandios von Natalie Portman verkörperte Präsidentenwitwe in Larraíns JACKIE zuvor, keine Frau, die man unbedingt fest in die Arme nehmen möchte. Vielmehr scheint eine unsichtbare Wand sie von ihrer Umwelt abzuschotten. Gespräche finden zumeist frontal statt, provozierend und nicht selten für beide Seiten verletzend. Warm wird man mit ihr erst ganz am Schluss, und eigentlich einen Tick zu spät. Durchgängig beeindruckend ist dagegen die visuell- und musikalisch-ästhetische Kraft des Films.

Pamela Jahn

Details

Chile 2019, 102 min
Genre: Drama
Regie: Pablo Larrain
Drehbuch: Guillermo Calderón, Alejandro Moreno
Kamera: Sergio Armstrong
Schnitt: Sebastián Sepúlveda
Musik: Nicolas Jaar
Verleih: Koch Films
Darsteller: Gael Garcia Bernal, Mariana Di Girolamo, Santiago Cabrera, Mariana Loyola
FSK: 16
Kinostart: 22.10.2020

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