Bei einer Verkehrskontrolle hält die Polizei einen Laster voller Hunde an, an dessen Steuer ein verwundeter junger Mann im Abendkleid sitzt. Der junge Mann, Doug (Caleb Landry Jones, GET OUT), wird auf die nächste Polizeiwache gebracht und dort von der Psychiaterin Evelyn (Jojo T. Gibbs) befragt. Nach und nach erzählt er ihr von seiner schrecklichen Jugend, seit der er nicht mehr laufen und fast keinem Menschen mehr vertrauen kann, von der einen Liebe, die ihn dann auch enttäuschte, ihm aber den Weg zur Neuerfindung wies, und wie er dann zum übermenschlichen Beschützer der Schwachen wurde. Und natürlich von der Liebe, die ihn mit Hunden verbindet.
DOGMAN verhandelt eine ähnliche Incel-Teen-Misanthropie wie Todd Phillips JOKER (2019), geht damit aber weniger ernsthaft und ehrlicher um. Wenn DOGMAN eine „revolutionäre“ Botschaft für sein Publikum hat, dann „Adoptiert Hunde! Denen kann man vertrauen“. Wahrscheinlich hat DOGMAN aber auch gar keine tiefere Botschaft, sondern ist einfach eine Aneinanderreihung von Szenen, die Luc Besson in anderen Filmen gesehen hat, und jetzt auch mal umsetzen wollte. Alles ist farblich intensiv und stylish geschnitten, jedem Klischeeverdacht wird damit begegnet, es noch etwas extremer gemacht wird. Warum findet Doug gerade in einem Travestieclub eine neue Heimat? Keine Ahnung, aber da es eine französische Produktion ist, muss er natürlich als Edith Piaf auftreten und alle begeistern. Keine Sorge, die große Schießerei kommt gleich, und die ist sehr cool. Der Film ist sehr unterhaltsam, und es ist Caleb Landry Jones‘ Schauspielleistung anzurechnen, dass seine Figur trotz des manischen Plots nie grotesk wirkt. Und wie hier das Sprichwort „Arbeite nie mit Kindern und Hunden“ widerlegt wird, ist wirklich eindrucksvoll.

Christian Klose