Neue Notiz
Wettermacher
Absolute Peripherie
Drei Metereolog*innen, ein Hund und einmal im Jahr ein Versorgungsschiff: Stanislaw Muchas Doku reist in die absolute Peripherie der Wissenschaft, uns sibirische Polarmeer.
Drei Metereolog*innen, ein Hund und einmal im Jahr ein Versorgungsschiff: Stanislaw Muchas Film WETTERMACHER reist in die absolute Peripherie der Wissenschaft, um zu zeigen, unter welchen Bedingungen die metereologischen Daten erhoben werden, die Wetterprognosen und Klimaberechnungen möglich machen. Ähnlich wie in Werner Herzogs BEGEGNUNGEN AM ENDE DER WELT berichtet eine ruhige Erzählerstimme von dem isolierten Leben im sibirischen Polarmeer; dazu atemberaubende Aufnahmen von Eis und Küste und absurde, intime Momente: Der Forscher Aleksandr zündet sich eine Zigarette mit einem Bengalo an, Nachbar Wassili liegt in der einzigen Ecke seiner Hütte mit Internetempfang und checkt facebook. Im Hintergrund, immer wieder, melancholischer russischer Pop.
Die Bedächtigkeit, mit der Mucha seinen Film erzählt, lässt jedoch Werner Herzogs Tiefe vermissen; stellenweise scheint er mehr an einem harmlosen Porträt interessiert als an den Abgründen, die sich dahinter auftun. Wir erfahren zwar von ungeklärten Mordfällen, blutverschmierten Wänden und sexualisierter Gewalt, doch bleiben diese schauerlichen Geschichten nur kurz erwähnte Anekdoten im skurril-beschaulichen Leben der Eismeerforscher*innen. Auch der Umstand, dass die Wetterstation auch als staatliche Einrichtung mit ständiger, unter diesen Bedingungen lebensbedrohlicher, Ressourcenknappheit zu kämpfen hat und sich anscheinend außerhalb jeder Form von Rechtlichkeit befindet, hätte stärker ins Licht gerückt werden können.
Auch wenn WETTERMACHER sein Thema der Abgeschiedenheit weder aus einer psychologischen noch aus einer logistischen Perspektive durchdringt, ist er seines Settings wegen trotzdem sehenswert. So hat man russischen Pop noch nie gehört.
Originaltitel: Die Wettermacher – Irgendwo im Nirgendwo
Deutschland 2021, 92 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Stanislaw Mucha
Drehbuch: Dorothea Braun, Stanislaw Mucha
Kamera: Marcus Winterbauer
Schnitt: Nicole Winterbauer
Verleih: W-Film
FSK: 12
Kinostart: 18.08.2022
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