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Die Poesie der Liebe

Ein Leben rauscht durch

Die rasant erzählte lebenslange Liebesgeschichte eines Pariser Schriftstellerpaares erinnert an Woody Allens Großstadtkomödien.

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Es geht flott los. Am Anfang erinnert DIE POESIE DER LIEBE, den Nicolas Bedos und Doria Tillier gemeinsam verfasst haben, und in dem das Paar auch die Hauptrollen spielt, an Woody Allens Großstadtkomödien. Es wird viel geredet und Liebe entsteht ebenso übers Verliebtsein wie über die intellektuelle Auseinandersetzung. Schon als Sarah ihren Victor zum ersten Mal sieht, sturzbetrunken in einer schäbigen Bar, verliebt sie sich Hals über Kopf. Sie lässt sich abschleppen, und während er seinen Rausch ausschläft, korrigiert sie erstmal sein – nicht besonders gutes - Romanmanuskript. Victor ist das alles zu viel, wie er seinem Psychoanalytiker erzählt, aber irgendwann kapituliert er doch vor Sarahs Charme, Hartnäckigkeit und Unerschrockenheit und begibt sich in die lebenslange Liebesgeschichte, die der Film erzählt. Rasant hakt DIE POESIE die Stationen einer Ehe und einer schriftstellerischen Karriere ab. Auf privaten Sonnenschein folgt Regen, aber auch der erste berufliche Erfolg. Die Häuser werden größer, die Gespräche kälter, die Affären mehr, die Kinder sind eine Katastrophe, der Psychoanalytiker bleibt. Nicolas Bedos und Doria Tillier halten das Tempo hoch – und irgendwann, so gegen Mitte des Films, verpasst man den Anschluss. Die Geschichte dreht weiter frei, aber das Interesse lässt langsam nach. Während Victor leicht zu fassen ist – ein enthusiastischer, selbstverliebter Philanderer, der weit weniger genial und sympathisch ist, als er glaubt – ist Sarah, Erzählerin und heimlicher Mittelpunkt des Films, eine schillernde Leerstelle, die Bezos und Tillier je nach Bedarf unterschiedlich ausmalen. Mal super-devot verliebt, mal kantig und selbstbewusst, mal gelangweilte Vorstadtehefrau, mal Partykracher, und dann wieder das Super-Genie hinter ihrem Trottel-Mann. Wenig, an dem man sich festhalten kann, und so rauscht DIE POESIE DER LIEBE unterhaltsam und mit wenig Nachhall.

Toni Ohms

Details

Originaltitel: Monsieur & Madame Adelman
Frankreich/Belgien 2017, 120 min
Genre: Drama
Regie: Nicolas Bedos
Drehbuch: Nicolas Bedos
Kamera: Nicolas Bolduc
Schnitt: Anny Danche
Verleih: Temperclayfilms
Darsteller: Lola Bessis, Denis Podalydès, Julien Boisselier, Pierre Arditi, Nicolas Bedos, Doria Tillier
FSK: 12
Kinostart: 20.12.2018

Website
IMDB

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