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Die Nacht der Nächte

55 Jahre verheiratet

In ihrem ersten Dokumentarfilm porträtieren die Schwestern Yasemin und Nesrin Samdereli (ALMANYA) vier Paare auf vier Kontinenten, die alle seit 55 Jahren zusammen sind, und gehen der Frage nach: Wie funktioniert ein so langes Zusammenleben?

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Vier Paare auf vier Kontinenten, die alle seit 55 Jahren zusammen sind, sind die Protagonisten des ersten Dokumentarfilms der Schwestern Yasemin und Nesrin Samdereli (ALMANYA). Die Kontraste sind größtmöglich gewählt: Ein indisches Paar, das gegen das Kastensystem geheiratet hat. Ein zwangsverheiratetes japanisches Paar, das sich am Hochzeitstag zum erstenmal sah. Zwei homosexuelle Männer in den USA, die ihre rechtliche Lage durch Adoption lösten. Und ein bodenständiges Arbeiterpaar aus dem Ruhrgebiet. Die Frage dahinter: Wie funktioniert ein so langes Zusammenleben?
Als Montage aus sehr charmanten und offenen Gesprächen ergeben die vier Geschichten ein Puzzle aus Erfahrungen, das vor allem eins zeigt: Keine Regel gilt überall. Maßstäbe für Glück und Liebe sind abhängig von historisch-kulturellen Umständen und auch eine Frage des persönlichen Naturells. Widersprüche gehören dazu. Die indischen Eheleute sind bewusst kritisch ihrer Gesellschaft gegenüber - und ihren Familien dankbar, dass diese immerhin keine Killer auf sie angesetzt haben. Die japanische Braut wider Willen ist die traurigste Figur des Films und doch am Ende ihres Lebens zufrieden. Bill und Norman haben die Außenseiterrolle scheinbar spielerisch akzeptiert und waren doch glücklich, als sie heiraten durften. Bei den deutschen „Normalos“ gärt manches unter der Oberfläche. Das Schönste am Film ist der Humor, den alle Porträtierten mitbringen. Doch man wird das Gefühl nicht los, dass die Regisseurinnen bewusst auf den Charme-Faktor setzen und schwierigere Aspekte weglassen - und insofern ihre eigene Ausgangsfrage nicht ganz konsequent verfolgen. Stattdessen gibt es eingestreute Knet-Animationen der Geschichten, eine unnötige Verniedlichung. Man schließt die Paare auch so ins Herz.

Susanne Stern

Details

Deutschland 2017, 96 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Yasemin Samdereli, Nesrin Samdereli
Drehbuch: Yasemin Samdereli, Nesrin Samdereli
Kamera: Marcus Winterbauer
Schnitt: Mechthild Barth
Musik: Dürbeck & Dohmen
Verleih: Concorde Filmverleih
FSK: oA
Kinostart: 05.04.2018

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