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Die Liebhaberin

Aufbruch im Nudistencamp

Die Hausangestellte Belén entdeckt in der Nachbarschaft ihrer Arbeitgeber ein Nudistencamp. Die neue Form der Körperlichkeit führt sie zu einem Aufbruch in die Freiheit.

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Stoisch beantwortet Belén Fragen nach ihren Referenzen. Bald darauf zieht sie in die Villa ihrer neuen Arbeitgeber ein. Diese liegt am Rande von Buenos Aires in einer Gated Community. Ein hoher elektrischer Zaun schirmt die reichen Bewohner ab. Beléns neue „Madame“ wohnt alleine mit ihrem Sohn, einem Tennisprofi, in einem durchgestylten Interieur, in dem die Menschen wie Marionetten den Raum bespielen. Beléns Aufgabe besteht darin, Spuren von Leben von den glatten Oberflächen zu beseitigen. Regisseur Lukas Valenta Rinner lässt Belén in dieser dienenden Rolle apathisch erscheinen, wenn sie allerdings die Villa verlässt, gibt er ihr eine energische, voranstrebende Körperhaltung und ein eigenes jazziges Musikthema, das ihr Getriebensein verstärkt. Die junge Frau verfolgt ihre Entdeckung, das gehimnisvolle Nachbargrundstück, von dem Schüsse und rituelle Gesänge herüber schallen. Bei einem ersten Versuch, das Gelände zu erkunden, schreckt sie zurück, denn alle Bewohner sind nackt.
Rinner setzt sich mit dem Verhältnis der Körper zu ihrem Umgebungsraum auseinander. Angesichts „der Präsenz nackter Körper im Fernsehen“, erscheine es ihm wichtig, „Filme zu schaffen, die eine Diskussion darüber anregen, wie Körper und menschliche Beziehungen in unserer Gesellschaft dargestellt werden“. In der Familie des Nudistencamps darf Belén sich fallen lassen. Hier dürfen sich die Körper erhalten und halten, wuchern und ausufern, sich verschlingen und zum Ornament der Hingabe werden. In der Welt außerhalb müssen die Körper funktionieren und verzweifeln daran, wie der unglückliche Sohn, der monoton auf Bälle einschlägt und den Hass auf seine Mutter nicht kanalisieren kann. Als es zu einem Unfall am Elektrozaun kommt, muss Belén sich positionieren. Rinner gestaltet ihren Aufbruch in die Freiheit mit Blick für das surreale Detail, Sinn für Irrwitz und glamouröse Abgänge.

Susanne Kim

Details

Originaltitel: Los Decentes
Argentinien/Österreich/Südkorea 2016, 100 min
Sprache: Spanisch
Genre: Drama
Regie: Lukas Valenta Rinner
Drehbuch: Ana Godoy, Lukas Valenta Rinner, Ariel Gurevich, Martin Shanly
Kamera: Roman Kasseroller, Andres Hilarion
Musik: Jimin Kim, Jongho You
Verleih: Grandfilm Verleih
Darsteller: Pablo Seijo, Martín Shanly, Iride Mockert, Ivanna Colona Olsen, Mariano Sayavedra
Kinostart: 09.11.2017

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