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Die Karte meiner Träume

Ausgefallene Spleens

Pierre Jeunets (DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE) Verfilmung des gleichnamigen Romans von Reif Larsen über den zehnjährigen T.S. Spivet aus Montana, der nichts weniger als das Perpetuum Mobile, den heiligen Gral der Erfinder, erfunden hat, ist voller wunderbarer Einfälle.

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Es gibt einen Film, den ich immer schaue, wenn ich krank im Bett liege. Einen Film von dem alle in meiner Kleinstadt redeten und an dessen Kinosichtung ich mich noch deutlich erinnern kann: LE FABULEUX D'ESTIN D'AMÉLIE POULAIN. Damals entdeckte die Welt Audrey Tautous verschmitztes Lächeln und ihre fabelhafte Amélie eroberte die Herzen von Tausenden. Auf der anderen Seite des Atlantiks erweckte der Film die Begeisterung des amerikanischen Schriftstellers Reif Larsens, der später Jean-Pierre Jeunet gestand: "Als ich AMÉLIE sah, hatte ich das Gefühl, jemand hätte in meinem Kopf herumgestöbert!"
In DIE KARTE MEINER TRÄUME verfilmt Jeunet nun Larsens gleichnamigen Roman. Der Film erzählt die Geschichte des hochbegabten zehnjährigen T.S. Spivet aus Montana, der nichts weniger als das Perpetuum Mobile, den heiligen Gral der Erfinder, erfunden hat und für eine Preisvergabe des renommierten Smithsonian Instituts in Washington den halben nordamerikanischen Kontinent durchquert. Jeunet hat wunderbare Einfälle. Seine Figuren weisen ausgefallene Spleens auf. Helena Bonham Carter als Dr. Clair ist eine militant-feministische Insektenforscherin und etwas abwesende Mutter, die ihre durchgebrannten Toaster in einem Küchenregal reiht. Und Judy Davis, eine routinierte Woody Allen Schauspielerin, sorgt als überdrehte Kuratorin des Smithsonian für herzhafte Lacher. An den Zauber von AMÉLIE reicht DIE KARTE MEINER TRÄUME zwar nicht ganz heran, aber zahlreiche skurrile Details erinnern an Jeunets Meisterwerk: ein sprechender Hund, Dr. Clairs wildbeklebte Tagebücher oder die Bildcollagen, wie z.B. eine Szene in der Gracie, die älteste Schwester der Spivet-Zwillinge T.S. und Layton, mit dem Feldstecher aus dem Fenster blickt und ihr Sichtfeld am oberen Bildrand eingeblendet wird.

Raphaël Rück

Details

Originaltitel: The Young and Prodigious Spivet
Kanada / Frankreich 2013, 105 min
Sprache: Englisch
Genre: Komödie
Regie: Jean-Pierre Jeunet
Drehbuch: Jean-Pierre Jeunet, Guillaume Laurant, Reif Larsen
Kamera: Thomas Hardmeier
Schnitt: Hervé Schneid
Musik: Denis Sanacore
Verleih: DCM Film Distribution
Darsteller: Dominique Pinon, Helena Bonham-Carter, Judy Davis, Callum Keith Rennie, Julian Richings, Robert Maillet, Amber Goldfarb, Jakob Davies, Niamh Wilson, Kyle Catlett, Dawn Ford
FSK: oA
Kinostart: 10.07.2014

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