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Deutschboden

Raus aus dem hippen West-Berlin, rein in den wilden Osten. Dort will Moritz von Uslar ihn finden: den Superproll. Doch der Großstädter lernt Land und Leute, Hackepeterbrötchen und die Mitglieder der Rock-Band "5 Teeth Less" kennen.

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Im Jahr 2009 hat Moritz von Uslar für drei Monate in Zehdenick in der Brandenburger Provinz gewohnt, um „alles über des Prolls reine Seele, über Hartz 4, Nazi-Rock und Deutschlands beste Biersorten“ zu erfahren und ein vielgelobtes Buch über die Zeit unter den „wilden Kerlen“ geschrieben. Nun hat Regisseur André Schäfer das Buch verfilmt, bzw. die Recherche an den realen Orten mit echtem Personal re-inszeniert. Von Uslar spielt sich selbst als über-coolen Ich-Erzähler und Protagonisten, der sich auf den Spuren von Tom Wolfe und „New Journalism“ in das Herz der Finsternis begibt und über die eigene Erfahrung schreibt. Je persönlicher und dunkler die Erfahrung, desto besser, denn desto poetischer und kraftvoller kann der Text werden, um den es am Ende ebenso sehr geht, wie um irgendeine Wirklichkeit. Als von Uslar in Zehdenick, das hier Oberhavel heißt, ankommt, weiß er dass er den richtigen Ort für seine Recherche gefunden hat: „Es war so geil dunkel an dieser Ecke, wie ich das aus der Großstadt nicht kannte. Dunkelheit, fand ich, stand der Kleinstadt gut“.
Natürlich ist von Uslars Erzählhaltung irrsinnig selbstbezogen und arrogant – und entspricht damit ziemlich genau dem (West)Berliner Blick aufs Umland - andererseits aber eben auch entwaffnend ehrlich. Er erklärt nichts, psychologisiert nichts, versteht nichts. Er stellt sich einfach dazu, in die Eckkneipe, an den Grill, in den Proberaum und an die Tankstelle, und wartet auf Abenteuer, die ihn unterhalten könnten. Und findet dabei Kumpel, die ihn mitspielen lassen. Sie nehmen ihn mit zum Barbecue bei der Familie, sie erzählen von ihrer Vergangenheit als Neonazis, sie rasen nachts mit ihm durch den Wald und bringen ihm bei, immer am Ortsschild „Deutschboden“ zu hupen - nur so zum Spaß natürlich.

Hendrike Bake

Details

D 2013, 96 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Andre Schäfer
Drehbuch: Andre Schäfer
Verleih: W-Film
FSK: oA
Kinostart: 27.03.2014

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