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Der Siebzehnte

Alle haben sich lieb

Zwei Männer und eine Frau haben eine Menage à trois. Sie haben jeweils zu zweit Sex, liegen im Bett und plaudern. Manchmal gehen sie auch gemeinsam spazieren. DER SIEBZEHNTE beschreibt einen polyamourösen, queeren Zustand, mit leicht surrealen Mitteln

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Es geht, mehr oder weniger, um Sex. Vielleicht auch um Liebe. Zwei Männer (Devid Striesow und Ralph Walker) und eine Frau (Saskia Walker) haben eine Menage à trois, bei der sie untereinander, aber jeweils zu zweit, Sex miteinander haben, im Bett liegen und plaudern. Manchmal gehen sie auch gemeinsam spazieren und finde dabei tote Wildschweine, die gerade von einer mitteljungen Gräfin erlegt wurden. Ein alter Mann rennt nackt durch den Wald und schmiert sich mit Blut und Innereien des Schweins ein. Später taucht er als verwirrter Seniler wieder bei einer Grillparty der Gräfin auf, ebenso ein Hippie mit Pferd. Außerdem gibt es noch Teenager, die Sex und Beziehungen gerade erst planen. Der Film DER SIEBZEHNTE, bei dem Ralph und Saskia Walker selbst Regie geführt haben, verweigert sich einer traditionellen Dramaturgie. Alle Figuren scheinen einigermaßen zufrieden mit ihrem Leben zu sein, Antagonisten gibt es nicht, alle haben sich lieb. Die Gespräche sind ein bisschen infantil im Bett, stammelnd, wenn es um Liebe geht, manchmal betrunken gelallt. Ein polyamouröser, queerer Zustand soll hier wohl beschrieben werden, mit leicht surrealen Mitteln, aber auch mit Szenen, die an Improvisationstheater erinnern, aber vielleicht auch schlicht naturalistisch oder quasi-dokumentarisch wirken sollen. Vielleicht wollten sich die Darsteller*innen auch einfach mal ausziehen und saufen und etwas Wildes, Lebendiges machen. Die Walkers haben 2015 den Dokumentarfilm SPRACHE: SEX über Sexualität, Körper, Monogamie und Polyamorie gedreht, es ist offenbar ihr Thema. Sicher soll der Film einen Einblick in die private Organisation einer Poly-Beziehung geben. Wenn dabei klar werden sollte, wie banal Sex mit mehreren Partnern und unterschiedlichen Geschlechtern von außen aussieht, ist das gelungen.

Tom Dorow

Details

Deutschland 2020, 75 min
Sprache: Deutsch
Genre: Drama
Regie: Saskia Walker, Ralf Walker
Drehbuch: Ralf Walker
Kamera: Sebastian Fremder
Schnitt: Laia Prat
Verleih: déjà-vu film UG
Darsteller: Saskia Walker, Devid Striesow, Ralf Walker
Kinostart: 07.10.2021

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IMDB

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