1960 wurde DER SCHUTZMANN gedreht. Dass er es bisher nicht in die bundesdeutschen Kinos geschafft hat, ist, was Filmkunst betrifft, kein großer Verlust. Unterhaltsam aber ist diese Komödie mit zwei großen Stars des italienischen Kinos: Vittorio De Sica, der sich hier damit begnügt, gut und gut frisiert auszusehen, und Alberto Sordi. Ihm ist mit der Rolle eines Charmebolzen namens Otello aller Raum gegeben, seine schauspielerischen Mittel hemmungslos auszureizen. Otello ist, und das macht seine Stärke aus, immer noch ein Müßiggänger (wie sieben Jahre zuvor in Fellinis IL VITELLONI); ist ein Nichtsnutz, Großmaul und Welterklärer. Vier Jahre war er arbeitslos, bis es ihm endlich gelingt, seinen Traumposten zu ergattern - als städtischer Polizist, und zwar bei der motorisierten Truppe.


Mit Verve steigt er ein ins neue Leben und aufs Motorrad, unerbittlich, wenn er Temposünder jagt, und so begeistert bei der Sache, dass es ihm tatsächlich gelingt, auf einer bis dahin kaum befahrenen Kreuzung quasi aus dem Nichts einen Supersuperstau zu schaffen. Im Übrigen erfüllt dieser Film beinahe alle Klischees von einem Italien, das es so vermutlich nie gab und deshalb Spaß macht. Sordi nimmt uns mit auf eine Reise in die Vergangeneit, in der man zum Telefonieren noch eine Wählscheibe drehen musste, Frauen ihr Haar zu Lockentürmen toupierten, Zähne noch nicht gebleacht wurden und sich dennoch blitzeweiß und doppelreihig entblößten, zu einem Haifischlächeln à la Jürgen Klopp. Damals waren Filme noch schwarzweiß. Das aber ist fast das Einzige, was hier vom Neorealismo noch übriggeblieben ist. Fast, denn auch der Schutzmann hat einen Sohn, ein Kind, das sich nicht schlecht macht in der Reihe der begabten und gut geführten Kinderdarsteller des italienischen Kinos.

Elisabeth Bauschmid