„Was sie auch tun, betreten Sie niemals das Schwedische Zimmer!“, warnt der Mann am Empfang Eva und Arthur. Das junge Paar ist gerade aus der Kleinstadt nach Köln gekommen und in einem billigen Hostel abgestiegen. Zumindest Eva ist auf der Flucht und ignoriert, solange sie kann, die Anrufe ihrer Eltern. Bis auf den Concierge sind sie die einzigen Menschen dort, und wie sicher sie sich miteinander fühlen, ist auch nicht klar. Geheimnisse haben alle drei. Eines davon ist, dass es noch einen dritten Gast gibt, einen alten Freund des Concierge, der mit ihm Schach spielt, Schnaps trinkt und kryptische Unterhaltungen führt. Irgendetwas hat alles mit einem blutigen Unfall von vor 30 Jahren zu tun, der sich vielleicht jetzt wiederholen wird. Vielleicht im „Schwedischen Zimmer“. Manchmal hört das Paar Schreie oder findet blutige Handabdrücke am Spiegel.
Man merkt Malte Wirtz‘ neuem Film den experimentellen Ansatz an, der sich durch viele seiner Filme zieht. Das Budget ist knapp, genau wie die offensichtlich improvisierten Dialoge. Bevor es im letzten Viertel des Films dann doch zu einer Eskalation kommt, werden auch keine großen Emotionen ausgedrückt. Lieber wandern die Charaktere orientierungslos durch die leeren Flure, rauchen auf dem Balkon oder holen schnell etwas zum Kochen. Sind sie vielleicht Geister, die alle 30 Jahre dasselbe Drama durchleben müssen, oder erinnert der Film daran, dass es gerade in der Großstadt Räume gibt, bei denen man nie etwas Böses vermuten würde, bis das Blut unter ihrer Tür hervorläuft? Der Film deutet wenig an und verlässt sich fast vollständig auf die Assoziationen des Publikums. Wer deutschen Mumblecore schätzt, ist hier gut bedient, aber insgesamt wäre es schön, wenn der Film seine Geheimnisse etwas weniger konsequent für sich behielte.

Christian Klose