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Delicatessen

Ein arbeitsloser Zirkus-Artist gerät in ein düsteres Vorstadt-Haus, in dem ihm ein Fleischer nach dem Leben trachtet, damit die übrigen Hausbewohner mit Nahrung versorgt werden.

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Ein anarchisches Feuerwerk der Kreativität legten Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro mit dieser wahrhaft originellen, blutrünstig-makabren Endzeitvision vor, in der der Fleischverzehr zur Obsession und nur noch der Hunger gemeinschaftsbildend ist. Zwischen surrealer Liebes-, Horror- und Science Fiction-Komödie schufen sie eine magische Welt der Verzweifl ung und der Hoffnung, deren brillantes Produktionsdesign bis heute Maßstäbe setzt und zum unbestrittenen Kult geworden ist. Wir leben doch alle im Nirgendwo, meint lakonisch Fleischer Clapet und macht sich wieder ans Messerwetzen. Im französischen Niemandsland ist die Zivilisation an ihr trübes Ende gekommen. Das bezeugt vor allem einer: der chronische Nahrungsmangel, an dem Groß und Klein, und nicht mehr ganz Dick und Dünn zu leiden haben. Dunstige Nebelschwaden tauchen ein bröckeliges Mietshaus in einen apokalyptisch-goldenen Schimmer, als der arbeitslose Clown Louison sich eben dort um eine Hausmeisterstelle bewirbt, nicht ahnend, dass die wichtigste Qualifi kation pralle Hüften und fl eischige Schenkel sind. Doch was dem einen sein Fettpölsterchen ist dem anderen sein Begehr. Denn Woche für Woche verschwinden die Hausmeister in den hungrigen Mägen der kauzigen und kultverdächtigen Hausgemeinschaft - als Brühe, Schulterstück und Braten. Und das könnte wohl noch ewig so weitergehen, wäre da nicht das Seelenleben Julies, Tochter des messerführenden Fleischers. Denn zwischen Louison und ihr ist die Liebe frisch entfl ammt und das bringt den Speiseplan der erlesenen Menschenfresserbande gehörig durcheinander. Je leerer die Mägen und je grimmiger die Minen der Hausbewohner, desto stärker die Liebesbande zwischen Julie und Louison. Weniger denn je hat der ehemalige Clown in dem nun folgenden Katz und Maus-Spiel zu lachen, da man die Gefühlsdiät nun satt hat und ihm dringend an die Wäsche und die Knochen will. Und wenn die groteske Versammlung von Kannibalen auch sonst verschiedener nicht sein könnte, sind sie sich doch in einem mehr als einig: ihrem Hunger. Die Troglodisten, eine etwas schusselige vegetarische Untergrundorganisation, sind die einzige, wenn auch unwahrscheinliche Hoffnung auf Rettung.

Details

F 1990, 99 min
Genre: Komödie, Satire
Regie: Jean-Pierre Jeunet, Marc Caro
Drehbuch: Jean-Pierre Jeunet, Marc Caro
Verleih: CONCORDE CR-T
Darsteller: Marie-Laure Dougnac, Dominique Pinon, Jean-Claude Dreyfus
FSK: 16
Kinostart: 13.11.2008

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