Neue Notiz
Dark Eden
Im Griff der Ölindustrie
Nahe der abgelegene Gemeinde Fort McMurray in Kanada liegt eines der größten Erdölvorkommen des Planeten. Die Ölindustrie ist großzügiger Arbeitgeber, Wohlstandsgarant – und Verursacher von Krankheit und Umweltzerstörung.
Fort McMurray ist eine abgelegene Gemeinde im Norden der kanadischen Provinz Alberta. Wer hier weg will, muss sechs Stunden Autofahrt bis zur nächsten Stadt auf sich nehmen. Anfang der 1950er Jahre lag die Einwohnerzahl noch unter tausend, sechs Jahrzehnte später hat sie sich mehr als versiebzigfacht. Der Grund dafür hat auch Filmemacherin Jasmin Herold hierhin geführt, denn in der Region liegt eines der größten Erdölvorkommen des Planeten. Die Ölindustrie hat die Gegend für sich vereinnahmt, ist großzügiger Arbeitgeber, Wohlstandsgarant und Sponsor von öffentlichen Institutionen. Von außen betrachtet bietet das Setting beste Voraussetzungen für einen kritisch-distanzierten Dokumentarfilm, doch nachdem sich Herold hier niedergelassen und eingelebt hat, beginnen die Vorurteile zu verschwimmen. Sie lernt einen enthusiastischen PR-Manager kennen, ein deutsch-russisches Aussteiger-Ehepaar, einen afrikanischen Lohnarbeiter und einen Angestellten, der sich mit dem ersparten Lohn den Traum von einer Großwild-Safari erfüllen will. Und sie verliebt sich in Michael, einen Mitarbeiter des örtlichen Theaters. Der Alltag beginnt, das Leben in dieser höchst menschen- und umweltfeindlichen Umgebung zu normalisieren. Bis Massenentlassungen drohen und die gesundheitlichen Auswirkungen auf die Bevölkerung nicht mehr ausgeblendet werden können.
In dystopisch-wirkenden Bildern von qualmenden Schloten und weiter Einöde erzählt Herold in ihrem Dokumentarfilm DARK EDEN außergewöhnlich persönlich, ohne dabei ihre eigentlichen Protagonisten aus dem Fokus zu verlieren, und schafft es dadurch, der Komplexität des Sujets gerecht zu werden. Sie lässt diesen unwirklichen Ort damit auch zur Chiffre für die eigenen Lebenslügen werden, die uns als Profiteure der Industrienationen immer wieder ignorieren lässt, wie hoch der Preis für diese Lebensweise wirklich ist.
Deutschland 2018, 80 min
Sprache: Englisch
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Jasmin Herold, Michael Beamish
Drehbuch: Jasmin Herold, Michael Beamish
Kamera: Andreas Köhler
Schnitt: Martin Kayser-Landwehr
Musik: Markus Aust
Verleih: W-Film
FSK: 6
Kinostart: 11.04.2019
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