Mary Harron (I SHOT ANDY WARHOL, AMERICAN PSYCHO) hat einen Spielfilm über das Leben von Salvador Dalí (Ben Kingsley) und seiner Frau Gala (Barbara Sukowa) in den siebziger Jahren gedreht, als beide in einem New Yorker Hotel Hof hielten und Dalí mehr Fernsehstar als Künstler war. Es geht um den Gegensatz von Glamour und Alter. Dalís Nähe zum Franco-Regime, die in den siebziger Jahren mit seinem Reiterbildnis von Francos Enkelin und der Unterstützung von Hinrichtungen durch das Regime ihren Höhepunkt fand, kommt hier nicht vor. Hauptfigur ist der junge, schöne James (Christopher Briney) Angestellter einer Galerie, der den Auftrag hat, als Dalís Assistent zu arbeiten und dafür zu sorgen, dass der Maler genug Bilder für eine geplante Ausstellung produziert. Stattdessen wird er in das Partyleben der Eheleute Dalí hineingezogen. Rauschende Orgien, über die Salvador und Gala präsidieren, enden mit nackten jungen Körpern, die am Boden und auf Möbelstücken herumlungern. Um dieses Leben aufrechtzuerhalten, benötigt das Ehepaar Unmengen von Geld, zumal Gala die Musik-Projekte ihres Liebhabers Jeff Henholt, dem Broadway-Darsteller von „Jesus Christ Superstar“, finanziert. Auch ihre alten Körper müssen aufwendig restauriert werden, bevor sie öffentlich präsentiert werden können. Sukowa spielt – mit der gleichen Verve wie vor über vierzig Jahren in Fassbinders LOLA – alle an die Wand, auch Ben Kingsley, dessen Dalí immer wieder in infantile Stadien regrediert und nur von Gala gerettet werden kann. Sie verleiht der Beziehung von Gala zu Jeff eine verzweifelte Tragik. Als Film über das Elend des Verlustes von Schönheit im Alter ist DALĺLAND gelungen, als Biografie der komplexen und problematischen Persönlichkeiten weniger.

Tom Dorow