Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Cut Snake

Männliche Gewaltverbrüderungen

Merv will Paula heiraten, da taucht Jim aka Pommie auf, sein alter Knastkumpel. Pommie will ihn wieder für den alten Lebensstil gewinnen, aber er hat auch ein erotisches Interesse an Merv. Als Merv sich weigert, zieht Pommie andere Saiten auf.

Mehr

Sidney, Mitte der siebziger Jahre. Der hübsche Merv und die brave Paula haben sich gerade verlobt. Merv hat einen neuen Job in einer Besenmanufaktur, Paula hat ein hübsches Haus. Da taucht Mervs alter Knastkumpel Jim auf, genannt „Pommie“. Ein Kasten von einem Kerl, wirkt Pommie wie die Apotheose der australischen „Mate“-Kultur: Bier in der einen Hand, Fluppe in der anderen, stets zu einem plötzlichen Gewaltausbruch bereit. Die Begrüßung zwischen Merv, den Jim stets „Little Sparra“, also etwa „Spätzchen“ nennt, ist einen Tick zu körperlich für Hetero-Kumpels, und Merv wirkt wenig begeistert über den Besuch seines alten Freundes, der ihn dann auch gleich für den alten Lebensstil gewinnen will. Als das nicht gelingt, zieht Jim andere Seiten auf, die schnell dazu führen, dass von Merv und Paulas Häuschen und Gärtchen nicht viel übrig bleibt.
Die Geschichte von Männern, die von ihrer Vergangenheit wieder eingeholt werden, ist schon oft erzählt worden, die von Beziehungen, die durch Ex-Lover ins Wanken geraten, ebenfalls, aber von einer schwulen Gangstervergangenheit werden nicht so viele Filmhelden heimgesucht. CUT SNAKE ist zugleich Genre-Thriller und Beziehungsdrama. Merv hat sowohl seine Knast- als auch seine schwule (oder bisexuelle) Geschichte stets verheimlicht und sein Verhältnis zu Merv und seiner Vergangenheit ist komplizierter, als es zunächst den Anschein hat. Den ersten und auch den zweiten von Pommies Gewaltausbrüchen versucht er noch zurück zu halten. Bei einer dritten Schlägerei steigt er mit einer Begeisterung ein, als hätte er endlich zur wahren Natur gefunden. Prompt kommt es zur ersten echten erotischen Begegnung zwischen den beiden. CUT SNAKE ist sehr hartes, exzessives Genrekino und kann aber auch als queerer Kommentar zu männlichen Gewaltverbrüderungen in Gangsterfilmen verstanden werden.

Hannes Stein

Details

USA/Australien 2014, 94 min
Genre: Thriller
Regie: Tony Ayres
Drehbuch: Blake Ayshford
Kamera: Simon Chapman
Schnitt: Andy Canny
Musik: Cornel Wilczek
Verleih: Pro-Fun Media
Darsteller: Alex Russell, Sullivan Stapleton, Jessica De Gouw, Robert Morgan, Paul Moder, Jim Russell, Megan Holloway
FSK: 16
Kinostart: 15.10.2015

Website
IMDB

Vorführungen

Filter
Multiplexe anzeigen

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.