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Comrade, where are you today?

Suche nach linken Idealen

Im Sommer 1988 verbrachte die damals zwanzigjährige finnische Kommunistin Kirsi Marie Liimatainen ein Jahr an der Jugendhochschule „Wilhelm Pieck“ in Bogensee, um gemeinsam mit jungen Aktivisten aus über 80 Ländern Marxismus-Leninismus zu studieren. 25 Jahre später sucht sie, oft nur mit ein paar Fotos als Grundlage der Recherche, ihre Freunde und Genossen von damals und fragt, was aus ihren Idealen geworden ist.

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Im Sommer 1988 verbrachte die damals zwanzigjährige finnische Kommunistin Kirsi Marie Liimatainen ein Jahr an der Jugendhochschule „Wilhelm Pieck“ in Bogensee, um gemeinsam mit jungen Aktivisten aus über 80 Ländern Marxismus-Leninismus zu studieren. An der Jugendhochschule studierten auch zahlreiche „Illegale“, von ihren Regierungen verfolgte Kommunisten, und linke Aktivisten, von denen Liimatainen nur die Vornamen kannte, von denen alle wussten dass es sich um „Kampfnamen“ handelte. 25 Jahre später sucht sie, oft nur mit ein paar Fotos als Grundlage der Recherche, ihre Freunde und Genossen von damals: Luisa aus Bolivien, Esteban aus Chile, Nabil aus dem Libanon und Duma aus Südafrika. Liimatainen will wissen, was aus den Idealen geworden ist, die sie und ihre Freunde damals teilten.
COMRADE erzählt Geschichte aus der Perspektive von Aktivisten linker Bewegungen der achtziger Jahre, die von der DDR unterstützt wurden. Liimatainen und ihre Freunde haben 1988/89 die Brüche zwischen marxistischer Theorie und realsozialistischer Praxis in der DDR durchaus gesehen, aber die Hoffnung auf eine gerechtere Welt gaben sie nicht auf. Liimatainens Film zeigt ein komplexes Bild davon, was von linken Hoffnungen der achtziger Jahre übrig geblieben ist. Es gibt mehr Enttäuschungen als erfüllte Hoffnungen, auch dort, wo sozialistische Bewegungen Teilerfolge erzielen konnten, wie in Bolivien, wo sich Lusia alias Nidia gegen die Modernisierungspolitik von Evo Morales dem indigenen Widerstand angeschlossen hat, oder in Nicaragua, wo ihre Freundinnen Ruth und Nadira unzufrieden mit der sandinistischen Regierung sind. Am verzweifeltsten aber scheint die Lage im Libanon, wo nach Ende des Bürgerkriegs religiöse „Sekten“, wie Nabil sagt, das Land gespalten haben. Er hat sich der neoliberalen, säkularen Zukunftspartei angeschlossen, um zunächst das Land wieder zu einen.

Hannes Stein

Details

Deutschland/Finnland 2011, 110 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Kirsi Liimatainen
Drehbuch: Kirsi Liimatainen
Kamera: Yoliswa Gärtig, Yoliswa von Dallwitz
Schnitt: Gudrun Steinbrück
Musik: Pessi Levanto
Verleih: W-Film
FSK: 12
Kinostart: 18.08.2016

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