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Capernaum – Stadt der Hoffnung

Unglaubliche Intensität

Der 12-jährige Zain (Zain Al Rafeea) hat seine Eltern verklagt: Er wirft ihnen vor, ihn in die Welt gesetzt und damit einem schrecklichen Schicksal ausgeliefert zu haben.

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Den Rahmen von CAPERNAUM bildet ein ungewöhnlicher Gerichtsprozess. Der 12-jährige Zain (Zain Al Rafeea) hat seine Eltern verklagt: Er wirft ihnen vor, ihn in die Welt gesetzt und damit einem schrecklichen Schicksal ausgeliefert zu haben. Während die Anklage vor Gericht verhandelt wird und Zain erzählt, spielt sich seine Lebensgeschichte ab. Sie führt zunächst in eine überfüllte Mietwohnung in einem endlosen Gewirr von Gassen und wüstenbraunen Wohnblocks, mitten in einem Moloch von Stadt, irgendwo im Libanon. Hier hausen Zain, seine Eltern und seine vielen Geschwister, allesamt abhängig von Wohnungsbesitzer Aspro, der auch den Laden an der Ecke betreibt. Zain liefert von früh bis spät Einkäufe für ihn aus, auch schwere Gasflaschen. Als Aspro Zains geliebte Schwester Sahar zur Braut fordert, versucht Zain mit ihr zu fliehen und landet schließlich alleine auf einem Rummelplatz, wo er bei Rahil (Yordanos Shiferaw) unterkommt, die ohne Papiere im Land ist und sich als Putzkraft durchschlägt. Vor ihrem Arbeitgeber versucht sie zu verheimlichen, dass sie ein Kleinkind hat. Um den einjährigen Yonas kümmert sich fortan, den ganzen langen Tag lang, Zain.
Nadine Labaki (CARAMEL) hat CAPERNAUM fast ausschließlich mit Laiendarsteller*innen gedreht, die das Leben, das sie darstellen, auch kennen. Ihr Film entwickelt eine unglaubliche Intensität – auch durch die minutiöse Beschreibung von Alltag. Es sind nicht die großen Dramen, die die unsichtbaren Bewohnerinnen und Bewohner Capernaums zermürben, sondern der dröge, nie enden wollende Alltag, die tägliche Sorge, der tägliche Kampf ums Geld. Fasziniert von Zains Findigkeit schaut man zu, wie er sein Leben, das ihm jeden Tag aus Neue Steine in den Weg wirft, meistert. Es ist ein mühsames Durchkommen, schon wenn es gut läuft. Und dann verschwindet auf einmal Rahil und Zain muss sehen, wie er nicht nur sich, sondern auch noch den kleinen Yonas durchbringt…

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: Capharnaüm
Libanon/Frankreich/USA 2018, 120 min
Sprache: Arabisch
Genre: Drama
Regie: Nadine Labaki
Drehbuch: Nadine Labaki, Jihad Hojeily
Kamera: Christopher Aoun
Schnitt: Konstantin Bock
Musik: Khaled Mouzanar
Verleih: Alamode Filmverleih
Darsteller: Nadine Labaki
FSK: 12
Kinostart: 17.01.2019

Website
IMDB

Vorführungen

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