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Call Jane

Underground-Feministinnen

CALL JANE erzählt eine fiktionalisierte Version der Entstehung des „Jane Collective“, ein Netzwerk von Aktivistinnen, das in den 60er und 70er Jahren in Chicago hunderte illegale, aber sichere Schwangerschaftsabbrüche durchführte.

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Der Spielfilm CALL JANE von Regisseurin Phyllis Nagy erzählt eine fiktionalisierte Version der Entstehung des „Jane Collective“, ein Netzwerk von Aktivistinnen, das in den 60er und 70er Jahren in Chicago hunderte illegale, aber sichere Schwangerschaftsabbrüche durchführte.

Hauptfigur des Drehbuchs von Hayley Schore und Roshan Sethi ist Joy (Elizabeth Banks), die weiße, gut situierte Gattin eines aufstrebenden Anwalts, Hausfrau und Mutter. Als zu Beginn einer Schwangerschaft lebensbedrohliche Komplikationen auftreten, wird ihr Gesuch um einen medizinischen Schwangerschaftsabbruch abgelehnt. Deutlich zeigt der Film, was es für sie bedeutet, ihrer Selbstbestimmung beraubt zu sein, und was für ein Glück es ist, dass sie auf die Gruppe um die Aktivistin Virginia (Sigourney Weaver) stößt. Mithilfe eines windigen, aber sorgfältig arbeitenden Arztes (Rupert Friend) bieten sie ungewollt Schwangeren medizinische und zwischenmenschliche Unterstützung an. Joys politisches Bewusstsein erwacht, und sie tritt der Gruppe bei.

Vorbild für Joy ist die unter dem Codenamen „Jenny“ bekannte Aktivistin, die als erste der „Janes“ selbst lernte, Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen, und das Wissen an andere Frauen weitergab. Sie ist eine perfekte Protagonistin, um in zwei Stunden die faszinierende Geschichte des Kollektivs anzureißen – durch den starken Fokus auf eine Figur und die konventionelle Erzählweise kommen jedoch andere Perspektiven, etwa die der einzigen Schwarzen Aktivistin Gwen (Wunmi Mosaku), zu kurz. Wenn die Gruppe zusammen Entscheidungen debattiert und man das Ensemble von Feministinnen im Zusammenspiel erlebt, ist CALL JANE am besten. Vor allem stechen aber die Szenen hervor, in denen die Schwangerschaftsabbrüche selbst so sachlich, ausführlich und sogar humorvoll gezeigt werden, dass es im aktuellen amerikanischen Klima durchaus subversiv wirkt.

Eva Szulkowski

Details

USA 2022, 121 min
Sprache: Englisch
Genre: Drama
Regie: Phyllis Nagy
Drehbuch: Hayley Schore, Roshan Sethi
Kamera: Greta Zozula
Schnitt: Peter McNulty
Musik: Isabella Summers
Verleih: DCM
Darsteller: Kate Mara, Elizabeth Banks, Sigourney Weaver, Chris Messina, Aida Turturro
Kinostart: 01.12.2022

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