Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Berlin Syndrom

Backpacker-Thriller

Clare, eine junge Australierin, trifft in Berlin den Englischlehrer Andi. Sie findet ihn charmant und geht mit ihm nach Hause. Am nächsten Tag stellt sie fest, dass sie die Wohnung nicht verlassen kann... Eher Psychodrama als Hostage-Thriller.

Mehr

Eine junge Australierin in Berlin. Sie wirkt etwas verloren, aber auch so, als ob es gerade diese Verlorenheit ist, die sie, wie so viele, nach Berlin zieht. Auf der Dachterrasse des Hostels teilt sich Clare (Teresa Palmer) das Bier mit den anderen Expats, aber sie gehört zu keiner Gruppe dazu. Sie streift alleine durch die Straßen. Am Heinrichplatz trifft sie auf Andi (Max Riemelt), einen Englisch- und Sportlehrer, der charmant und witzig scheint, sie erst in seinen Schrebergarten mitnimmt und dann nach Hause. Als Clare am nächsten Morgen aufwacht, ist die Tür von außen verschlossen. Auch die Fenster lassen sich nicht öffnen. Clare glaubt noch an ein Versehen, wünscht sich das jedenfalls, aber schnell wird klar, dass Andi eine finstere Seite hat, und Clare ab sofort ganz auf sich selbst gestellt sich. Eine lange Gefangenschaft beginnt, strukturiert von täglichen Routinen und unterbrochen von vergeblichen Ausbruchsversuchen. Aus der sommerlichen Freiheit wird ein Winter der Isolation. Mehr Psychothriller als HOSTEL-Nachkömmling, interessiert sich BERLIN SYNDROM dabei vor allem für den Prozess den Clare durchmacht. Aufbegehren, Versöhnlichkeit, Resignation, gelegentlich scheint sich sogar Sympathie für den Psychopathen hineinzumischen. Oder ist das Taktik?
BERLIN SYNDROM spielt im Berlin der Gegenwart, hat als Vorbild aber den Roman „Berlin Syndrome“ der Australierin Melanie Joosten, der 2011 veröffentlicht wurde und in dem Joosten Berlin-Erfahrungen Anfang des Jahrtausends verarbeitet hat. Das Ergebnis ist ein Film, in dem sich die Paranoia von Millenial-Backpackern mit Stadtansichten und Stadtgefühlen vermischt, die eher aus den späten 90er und frühen Nuller Jahren zu stammen scheinen. Der Kohlemann, die wintertoten Hinterhöfe, die ranzigen Fassaden, die Abenteuerspielplatzromantik, in der kalter Krieg und die Geister des DDR-Regimes für Gruseleffekte sorgen.

Hendrike Bake

Details

Deutschland, Australien 2016, 116 min
Genre: Thriller
Regie: Cate Shortland
Drehbuch: Shaun Grant, Melanie Joosten
Kamera: Germain McMicking
Musik: Bryony Marks
Verleih: MFA+
Darsteller: Max Riemelt, Matthias Habich, Teresa Palmer, Emma Bading, Lucie Aron
FSK: 16
Kinostart: 25.05.2017

IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.