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Berlin Rebel High School

Freiheit macht Spaß

Die Berliner Schule für Erwachsenenbildung (SFE) ist seit ihrer Gründung 1973 ihren basisdemokratischen Grundsätzen treu geblieben ist: keine Noten, kein Direktor, Selbstverwaltung durch die SchülerInnen statt Druck.

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Die Berliner Schule für Erwachsenenbildung (SFE) ist seit ihrer Gründung 1973 ihren basisdemokratischen Grundsätzen treu geblieben: keine Noten, kein Direktor, Selbstverwaltung durch die Schüler*innen statt Druck. Gerade deshalb ist sie oft die letzte Chance für Schulabbrecher jeglicher Couleur, doch noch das Abitur zu schaffen. Regisseur Alexander Kleider hat die Berliner Ausnahmeschule selbst absolviert und kehrt nun zurück, um einen Abiturjahrgang durch die drei typischen Phasen der Rebel High zu begleiten: Begeisterung, Ernüchterung und produktiver Stress. Aber vor allem hinterfragt Kleider mit seiner Dokumentation dieses schulischen Experimentierfeldes das Bildungssystem in Deutschland. Was machen die Ansprüche der Leistungsgesellschaft mit dem Einzelnen, welcher Gesellschaft bereiten sie den Boden?
Alle Schüler*innen, die auf die Kreuzberger Schule gehen, sind irgendwann durch das Raster des deutschen Schulwesens gefallen. Sie konnten, wie beispielweise Lena und Hanil, das Mobbing durch Mitschüler und Lehrer nicht ertragen, wollten sich Autoritäten nicht beugen, wie Alex, oder langweilten sich schlichtweg. Wahrscheinlich hätte ein Deutschlehrer wie Klaus Trappmann, der mit seiner Weisheit und Weitsicht diesen Film unglaublich bereichert, sie auch in jeder anderen Schule „erkannt“ und ihre Talente gefördert. Aber nach 40 Jahren an der SFE hält er sich selbst nicht mehr für „integrierbar“ in das normale Schulsystem. Aber was ist normal? Frontalunterricht oder ein Kurs über Brechts Hollywood-Elegien in Trappes Gartensparte? Alle Fakten in der Abiturprüfung runterbeten, oder philosophische Gedankensprünge wagen?
Kleider lässt seine Protagonisten für sich sprechen und arbeitet präzise heraus, dass Spaß und Lernen sich nicht ausschließen, dass Konkurrenz nicht zum Erfolg führen muss und das antiautoritär nicht Laissez-faire bedeutet. Am Ende halten fast alle ihr Abitur in den Händen und sind stolz und glücklich. Und auch Alex wird sein Kunst-Abi ein Jahr später schaffen. Allerdings mit der Variante Fakten statt Philosophie.

Susanne Kim

Details

Deutschland 2016, 91 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Alexander Kleider
Drehbuch: Alexander Kleider
Verleih: Neue Visionen Filmverleih
FSK: oA
Kinostart: 11.05.2017

Website
IMDB

Vorführungen

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