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Beltracchi – Die Kunst der Fälschung

Über fast 40 Jahre hinweg hat Wolfgang Beltracchi Lücken im Gesamtwerk großer Künstler aufgespürt, deren Kunstschaffen mit eigenen Werken aufgefüllt und gemeinsam mit seiner Frau Helene als Originale in den Handel gebracht.

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In Orson Welles F FOR FAKE spricht Clifford Irving, der in den siebziger Jahren mit der Fälschung einer Howard Hughes-Biografie einen gewaltigen Literaturskandal auslöste, eine fundamentale ästhetische Wahrheit aus: „Die wichtigste Unterscheidung, wenn man von der Qualität eines Gemäldes spricht ist nicht, ob es sich um ein Original oder um eine Fälschung handelt. Die Frage ist, ob es eine gute oder eine schlechte Fälschung ist.“ Der Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi malte so gute Fälschungen, dass er dafür nach Polizeischätzungen zwischen 20 und 50 Millionen kassierte. Sein Campendonck-Fake „Rotes Bild mit Pferden“ galt vor der Enttarnung als das schönste Werk des Kubisten und als Schlüsselwerk der Moderne. Beltracchi selbst ist ebenfalls davon überzeugt, dass er diverse Maler verbessert habe. Er ist ein netter, gelassener und witziger Typ aus der Späthippie-Generation, der gern bunte Hemden trägt und gut erzählen kann. Entsprechend unaufgeregt komisch ist der Film BELTRACCHI – DIE KUNST DER FÄLSCHUNG. Für die Geldberge, die Beltracchi dem Kunstmarkt abtrickste, baute er sich zwei schöne Häuser, eins in Köln, eins an der Cote d´Azur, mit Außenpool im Süden, Innenpool in Kölle. Nur weil er so gern noch ein kleines Palais in Venedig gehabt hätte, machte er mit dem Geschäft so lange weiter, bis er aufflog. Als Beltracchi gefragt wird, in welche Bilder denn sein Herzblut geflossen sei, bleibt er ganz pragmatisch: in gar keines, wenn man so lange im Geschäft sei, dann gewinne man eine gewisse Distanz. Da hat er gerade mit ein wenig Rubbelei auf der Treppenschwelle einen Max Ernst gezaubert, noch schnell einen Vogel dazu - „Das macht der doch immer“- fertig ist das Meisterwerk. Nur schade, dass er keine fünf Millionen mehr dafür bekäme, meint Beltracchi, und ein Genie sei der Ernst für ihn nicht gewesen, darauf, eine Treppe abzupausen seien auch schon andere gekommen.

Tom Dorow

Details

D 2013, 102 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Arne Birkenstock
Drehbuch: Arne Birkenstock
Verleih: Senator Film
FSK: oA
Kinostart: 06.03.2014

Website
IMDB

Vorführungen

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