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Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull

Prekär und schön

Felix Krull gefällt die Welt eigentlich ganz gut wie sie ist - solange er nur das Geld für alles hat, was er möchte.

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Den Felix Krull in Detlev Bucks Verfilmung des Thomas-Mann-Romans als „Hochstapler“ zu bezeichnen, ist eigentlich ungerecht. Erst im letzten Akt des Films gibt er sich als jemand aus, der er nicht ist. Davor nutzt er zwar seinen ganzen Charme und Einfallsreichtum, um seine gesellschaftliche Stellung zu verbessern, ist aber viel zu selbstverliebt in seine Schönheit, um jemand anderes zu sein. Seine traumatische Jugend in Armut, in der dieser Aufstiegswillen begründet ist, wird kurz abgehandelt, und zu dieser Zeit trifft Felix (Jannis Niewöhner) schon seine große Liebe, die Prostituierte Zaza (Liv Lisa Fries), die sich kurz nach ihm in die ausbeuterische Welt des Pariser Grand Hotels begibt, wo für Geld alles möglich ist, und die prekär Angestellten von allem Zuverdienst, sei es durch Diebstahl oder Sex, die Hälfte an Stanko, den Herrn der inoffiziellen Wirtschaft, abzugeben haben. Trotzdem kann Felix von dem, was er der reichen Madame Houpflé (Maria Furtwängler) im Rahmen von beidseitigen Dominanz-und-Erniedrigunsspielen „stiehlt“, genug ansparen, um einen anderen Gast, dem naiven Marquis De Venosta (David Kross), fast glauben zu lassen, sie wären finanziell ebenbürtig genug, um Freunde zu sein. Mit diesem Schritt ist Felix` Weg zum Hochstapler angetreten, und Venosta schlägt einen verlockenden Rollentausch vor, der ihn reich machen würde. Nur müsste Felix dafür Zaza aufgeben.
Felix wird mehrfach gefragt, ob er Sozialist ist. Er verneint jedesmal, denn er will die Welt nicht verändern. Sie gefällt ihm wie sie ist, und solange er nur das Geld für alles, was er möchte, hat, ist es ihm auch egal, als wer er gesehen wird. Der Film unterstützt ihm darin, denn seine Welt ist schön anzusehen und lässt auch traurige Situationen so scheinen, als könnten sie über kurz oder lang nur ein gutes Ende nehmen.

Christian Klose

Details

Deutschland 2021, 114 min
Genre: Komödie, Literaturverfilmung
Regie: Detlev Buck
Drehbuch: Daniel Kehlmann
Kamera: Marc Achenbach
Schnitt: Peter R. Adam
Verleih: Warner Bros.
Darsteller: Jannis Niewöhner, Liv Lisa Fries, David Kross, Joachim Król, Maria Furtwängler, Désirée Nosbusch, Nicholas Ofczarek, Anian Zollner
FSK: 12
Kinostart: 02.09.2021

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IMDB

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