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Beat Beat Heart

Die Liebe träumen

Eine Haus-WG in Brandenburg. Während Mittbewohnerin Maya reihenweise die Kerle durchs Bett zieht und Mama Charlotte Datingsites ausprobiert, hängt Kerstin dem Glauben nach, dass ihr Typ eines Tages wieder auftauchen könnte.

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Quer über den Bahngleisen liegend, die Augen geschlossen, träumt Kerstin vor sich hin - von einer verliebten Begegnung mit ihrem Freund im Wald. Dann schnarrt das Mobiltelefon, wie unzufriedene Herzschläge funkt die Vibration in die Träume. Kerstin sieht nach, wer sich da meldet, ist offenbar enttäuscht und geht nicht ran, und wenig später steht Kerstins Mutter Charlotte unangekündigt vor der Tür. Sie hat sich von ihrem Partner getrennt und ist nun etwas verloren. Also zieht sie vorübergehend bei ihrer Tochter und deren Mitbewohnerin Maya ein, in das alte unsanierte Haus irgendwo in Brandenburg, mit wenig Privatsphäre und einem ramponierten Kinosaal, den Kerstin zu neuem Glanz herrichten möchte. Während Maya reihenweise die Kerle durchs Bett zieht und die Mama Datingsites ausprobiert, baut Kerstin an ihrem Traum und hängt dem Glauben nach, dass ihr Typ eines Tages wieder auftauchen könnte. Dass er schon länger fort ist und dass die Beziehung gegen Ende gar nicht so harmonisch war wie eingangs geträumt, dämmert dem Publikum erst nach und nach: In einem feinen Rhythmus werden Kerstins traumhafte Rückblenden zunehmend disharmonischer, während sie gleichzeitig mehr Haftung im Hier und Jetzt ihres Lebens entwickelt.
Luise Brinkmanns BEAT BEAT HEART gehört zu den neuen deutschen „Mumblecore“-Produktionen. Die Erzählung verläuft angenehm normal, Dialoge und viele Szenen sind improvisiert, so dass es manchmal zu kleinen inhaltlichen Widersprüchen kommt, weil der eine nicht weiß, in welche Richtung die andere gerade spielt - oder wer er selbst gerade genau "ist". Dadurch ergibt sich eine im deutschen Film zu selten gehörte Frische. Trotz der offensichtlichen Künstlichkeit des theatralischen Spiels kommt BEAT BEAT HEART einer Lebenswirklichkeit erstaunlich nahe, deutlich näher als manch sorgfältiges Drehbuch.

Anna Stemmler

Details

Deutschland 2016, 86 min
Genre: Tragikomödie
Regie: Luise Brinkmann
Drehbuch: Luise Brinkmann
Kamera: Mathis Hanspach
Schnitt: Maren Unterburger
Musik: Elke Swoboda, Eike Swoboda
Verleih: Daredo Media/Darling Berlin
Darsteller: Saskia Vester, Lana Cooper, Jörg Bundschuh, Till Wonka, Aleksandar Radenkovic, Christin Nichols
Kinostart: 27.04.2017

IMDB

Vorführungen

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