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Back to the Fatherland

Israelische Expats erzählen

Porträt von jungen Israelis, die nach Österreich oder Deutschland gezogen sind, jene Länder, in denen ihre Großeltern verfolgt wurden.

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Gil Levanon ist Israelin, Kat Rohrer ist Österreicherin. Die Filmemacherinnen sind seit langem befreundet, nun überlegt Gil, nach Deutschland auszuwandern. Sie weiß, dass ihr Großvater Yochanan das nicht gutheißen wird. Er misstraut den Deutschen, die er für unverbesserliche Antisemiten hält. Seine Eltern hat er nie wieder gesehen, nachdem sie ihn mit 15 Jahren aus Deutschland nach Israel schicken ließen. Warum ausgerechnet nach Deutschland, ins Herz der Finsternis? Das fragt auch Lea, die Großmutter des Bildhauers Dan, der nach Berlin gezogen ist, um hier zu arbeiten. Der einzige, der den Entschluss seines Enkels, nach Österreich auszuwandern unterstützt, ist Uri, der Großvater von Guy, der mit seiner deutschen Freundin in Salzburg lebt. Uri sagt, er könne es verstehen, wenn junge Israelis die Nase voll hätten von Krieg und Perspektivlosigkeit. Der ehemalige Gärtner baut in seinem Haus detaillierte Modelle für eine Eisenbahn, die alle Stationen seines Lebens verbindet, von Wiener Bahnhöfen bis zum Strand von Tel Aviv und seiner Gärtnerei. Guy überredet ihn zu einem Besuch in Österreich, und ausgerechnet in der Straßenbahn überfällt Uri die Erinnerung an eine Szene, in der ihn ein Gestapo-Mann einst lange anstarrte und dann festnahm, weil er ihn als Jude erkannt hatte.
Die Szenen, in denen Uri und Lea ihre früheren Heimatstädte besuchen, sind bewegend, aber das eigentlich Spannende an BACK TO THE FATHERLAND sind Gespräche israelischer Expats untereinander und mit ihren Partnern und Freunden. Die Sorge um den Aufstieg des Rechtsextremismus in Europa geht um, aber auch um den Aufstieg der Rechten in Israel. Guy macht sich auch Gedanken über den Antisemitismus der antiimperialistischen Linken und radikaler Muslime. Wer als Israeli nach Deutschland zieht, richtet sich in einem Leben zwischen allen Stühlen ein.

Tom Dorow

Details

Österreich 2017, 87 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Katharina Rohrer, Gil Levanon
Drehbuch: Anneliese Rohrer
Schnitt: Georg Eggenfellner
Musik: Tao Zervas
Verleih: Fugu Filmverleih
FSK: 6
Kinostart: 08.11.2018

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