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Axolotl Overkill

Party hard

Die 16-jährige Mifti lebt nach dem Tod ihrer Mutter mit ihren älteren Halbgeschwistern in Berlin und gibt sich dem Sog der Großstadt hin. Mit AXOLOTL OVERKILL verfilmt Helene Hegemann ihren damals heiß debattierten Debütroman.

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2010 legte die 16-jährige Helene Hegemann ihr Romandebüt AXOLOTL ROADKILL vor, eine postmoderne Collage aus inneren Monologen, Textnachrichten und Erzählpassagen, gebrochen durch die Wahrnehmung der Ich-Erzählerin. Erst feierte das Feuilleton das Buch für seine Wildheit, bald darauf stand die Autorin wegen Plagiatsvorwürfen am Pranger, weil sie Inhalte via Copy-Paste aus dem Internet gesaugt hatte. Parallel begeisterte Hegemann mit ihrem 40-Minüter TORPEDO, der einen Max-Ophüls-Preis als bester mittellanger Film erhielt.
Ihr Romandebüt bringt Hegemann nun als AXOLOTL OVERKILL ins Kino. Das titelgebende Axolotl ist ein Schwanzlurch, der bis zur Geschlechtsreife im Larvenstadium verbleibt und metaphorisch für die 16-jährige Mifti (Jasna Fritzi Bauer) steht. Die lebt nach dem Tod ihrer Mutter mit ihren älteren Halbgeschwistern in Berlin und gibt sich dem Sog der Großstadt hin. Statt in die Schule zu gehen, versackt die ruppige Teenagerin mit ihrer besten Freundin Ophelia in Clubs, konsumiert Drogen und zügellosen Sex, etwa mit der älteren Alice. AXOLOTL OVERKILL zeichnet das unbestimmte Porträt einer impulsiven Heranwachsenden, die emotionalen Halt und einen Platz in der Welt sucht. Der mäandernde Plot entwickelt sich als Bewusstseinsstrom in Momentaufnahmen, wenn zum Beispiel plötzlich ein Pinguin durch Miftis Zimmer watschelt. Einen gewissen Drive besorgen der eingängige Soundtrack von Soul über Punk bis Techno und die ausdrucksstarken Bilder des Kameramanns Manuel Dacosse, der hierfür in Sundance den Kamerapreis bekam. Ansonsten bleibt das Gefühl, dass Miftis vage ausgeführte Abwärtsspirale nur bedingt den Stoff für einen 90-Minüter hergibt. Dass die 27-jährige Jasna Fritzi Bauer die störrische Hauptfigur mit einer gewissen Liebenswürdigkeit ausstattet, hilft, dem losen roten Faden zu folgen.

Christian Horn

Details

Deutschland 2017, 94 min
Genre: Drama, Komödie, Literaturverfilmung
Regie: Helene Hegemann
Drehbuch: Helene Hegemann
Kamera: Mauel Dacosse
Schnitt: Bettina Böhler
Verleih: Constantin Film Verleih
Darsteller: Arly Jover, Mavie Hörbiger, Laura Tonke, Nikolai Kinski, Jasna Fritzi Bauer
FSK: 12
Kinostart: 29.06.2017

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