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Auguste Rodin

Kein Anspruch auf Vollständigkeit

Jacques Doillons impressionistische Annäherung an den Bildhauer Auguste Rodin beginnt in Rodins weitläufigem Atelier und verweilt dort die meiste Zeit.

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AUGUSTE RODIN über den berühmten französischen Bildhauer ist keine gewöhnliche Filmbiografie. Das Drama beginnt in Rodins weitläufigem Atelier und verweilt dort die meiste Zeit. Statt das Künstlerleben in eine konventionelle Dramaturgie zu packen, arbeitet Regisseur und Autor Jacques Doillon mit Auslassungen und sanften Abblenden, zwischen denen unterschiedlich viel Zeit vergeht. Als die Handlung im Jahr 1880 einsetzt, bekommt der 40-jährige Rodin (imposant: Vincent Lindon) seinen ersten öffentlichen Auftrag: Ein Hochrelief nach Dantes "Göttlicher Komödie", das den Eingang eines neuen Museums zieren soll. 37 Jahre lang werkelt Rodin wie besessen am Höllentor, das sein Hauptwerk werden sollte, und erstellt parallel andere Arbeiten wie ein kontrovers diskutiertes Denkmal für Honoré de Balzac. Zentral für den künstlerischen Herstellungsprozess ist Rodins Beziehung zu seiner deutlich jüngeren Muse Camille Claudel (Izïa Higelin). Die talentierte Schülerin prägt das Schaffen des Meisters maßgeblich und nährt sein künstlerisches Selbstvertrauen: „Deine Bürger von Calais sind schön“. Doch letztlich verzweifelt Camille an der fehlenden Würdigung ihrer eigenen Skulpturen und an Rodins zügellosem Womanizing, das auch seine Lebensgefährtin Rose Beuret (Séverine Caneele) schmerzt.
Doillon buchstabiert nicht alle Entwicklungen aus. Immer wieder meißelt der Bildhauer, fertigt Skizzen, dirigiert nackte Modelle in Position. Beim Spazierengehen ertastet er die Struktur eines Baumstamms und bewundert eine Schneckenspur, die in der Sonne glänzt. Auf Details wie diese lenkt Jacques Doillon das Augenmerk. Ein Blick über Rodins Schulter, der nie behauptet, den künstlerischen Schaffensprozess vollständig zu erklären. Statische, klar aufgebaute Einstellungen, der punktuelle Einsatz von dezenter Klaviermusik und gedämpfte Pastelltöne bilden den passenden Rahmen für die fließende Erzählweise.

Christian Horn

Details

Originaltitel: Rodin
Frankreich/Belgien 2017, 120 min
Genre: Drama, Biografie
Regie: Jacques Doillon
Drehbuch: Jacques Doillon
Kamera: Christophe Beaucarne
Schnitt: Frédéric Fichefet
Musik: Philippe Sarde
Verleih: Wild Bunch Germany
Darsteller: Vincent Lindon, Edward Akrout, Izïa Higelin, Séverine Caneele
FSK: 6
Kinostart: 31.08.2017

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