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Helke Sander: Aufräumen

Lebensbilanz einer Feministin

Neben unzähligen Ausschnitten aus ihren Filmen, die es wiederzuentdecken lohnt, kommt die feministische Filmpionierin Helke Sander in Claudia Richarz’ Dokumentarfilm selbst zu Wort, reflektiert und zieht Bilanz.

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Die Feministin Helke Sander räumt auf – und die Kamera begleitet sie dabei. Während die mittlerweile 87-jährige Filmemacherin ihre Bücherregale durchforstet und Kisten öffnet, erzählt sie – und ein ganzes Leben blättert sich vor den Augen der Zuschauer*innen auf. Neben unzähligen Ausschnitten aus ihren Filmen, die es wiederzuentdecken lohnt, kommt Helke Sander in Claudia Richarz’ Dokumentarfilm selbst ausführlich zu Wort, reflektiert und zieht Bilanz.
Die 1937 in Berlin geborene Sander ist ab 1966 Teil des ersten Jahrgangs der Deutschen Film- und Fernsehakademie. Die alleinerziehende Mutter prangert direkt in einem ihrer ersten Filme DAS SCHWACHE GESCHLECHT MUSS STÄRKER WERDEN (1969) die gesellschaftliche Situation von Müttern an – für Helke Sander ist das Private immer auch politisch. Nach dem Krieg erlebte sie hautnah mit, wie ihre Mutter, die ihre Kinder allein durch die Kriegsjahre gebracht hatte, sich nach der Rückkehr ihres Mannes in Abhängigkeit und Gehorsam zurückbegab: eine prägende Erfahrung. Der Kampf für Frauenrechte wird Helke Sanders Lebensthema. Sie scheut sich nicht, Tabuthemen zu behandeln, wie Verhütungsmittel in MACHT DIE PILLE FREI? (1972), in dem sie die Pille als Mittel zur Unterdrückung der Frau diskutiert, oder die Vergewaltigung von Frauen durch russische Soldaten in BEFREIER UND BEFREITE (1992).
Filmemacherin Claudia Richarz gelingt mit HELKE SANDER – AUFRÄUMEN ein vielschichtiges, relevantes Porträt einer klugen und engagierten Frau, die Zeitgeschichte schrieb. Nicht nur Sanders‘ persönlichen und künstlerischen Werdegang zeichnet Richarz nach, sondern zugleich die Geschichte der Frauenbewegung in der Bundesrepublik. Mit all den darin entlarvten Missständen und geschlechtsspezifischen Ungerechtigkeiten sind Helke Sanders Filme erschreckend aktuell.

Stefanie Borowsky

Details

Deutschland 2023, 82 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Claudia Richarz
Drehbuch: Claudia Richarz
Kamera: Claudia Richarz, Martin Gressmann, Volker Sattel
Schnitt: Martin Kayser-Landwehr, Magdolna Rokob
Musik: Kai Richarz, Milan von der Gracht
Verleih: barnsteiner film
Kinostart: 07.03.2024

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