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Auf dem Weg

Wandern und denken

Nach einem Sturz von seinem Balkon, der ihn fast das Leben kostete, unternimmt der Schriftsteller Pierre eine Wanderung durch Frankreich. Nach dem autofiktionalen Roman von Sylvain Tesson.

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„Abgerutscht“, so beschreibt der Schriftsteller Pierre (Jean Dujardin) seinen Unfall einem Dorfbewohner, der einen Artikel über ihn in der Zeitung gelesen hat. Darin stand, er hätte einen Unfall erlitten. Pierre korrigiert: Er sei „abgestürzt“. Das Wort trifft es besser. Die ganze Wahrheit über sein Unglück, dass er betrunken vom Balkon fiel, acht Meter tief, und sich dabei so gut wie alle Knochen brach, erwähnt er gegenüber dem Fremden nicht.

Flüchtige Begegnungen wie diese erlebt Pierre auf seinem Fußmarsch durch Frankreich immer wieder. Andere Zusammentreffen sind geplant, wie die mit seinem Abenteurer-Freund Arnaud (Jonathan Zaccaï) oder seiner jüngeren Schwester Céline (Izïa Higelin), die noch nie unter freiem Himmel geschlafen hat. Die kleinen Ereignisse und Episoden geben Pierre Halt und Denis Imberts Film eine Struktur. Das eigenwillige Roadmovie ohne Autos und Lärm basiert auf einer autofiktionalen Romanvorlage von Sylvain Tesson. Beim Wandern, heißt es da, werde das Leben auf das Wesentliche reduziert. Iberts Film greift diesen Gedanken auf und folgt Pierre auf seinem Weg von der Provence bis an die Küste der Normandie.

Während er läuft denkt Pierre in einem inneren Monolog über sein Leben vor und nach dem Sturz nach. Aus dem Off erklärt der Schriftsteller, wer er einmal war und warum er sich jetzt dieser enormen Herausforderung stellt. Auch, dass er nach dem Unfall nur knapp dem Rollstuhl entkam, sogar Selbstmord nicht ausschloss, kommt in seinen Reflexionen zur Sprache. Zwischendurch springt die Handlung immer wieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her, als würde Imbert den Erzählungen des Autors allein am Ende doch nicht ganz trauen.

Diese Zick-Zack-Dynamik steht im Widerspruch mzu den langen, ruhigen Plansequenzen von Kameramann Magali Silvestre De Sacy. Die Schnitte ins Hier und Jetzt und wieder zurück kommen oft abrupt. Dabei würde man eigentlich viel lieber noch ein bisschen länger mit Pierre in die fantastische Landschaft schauen und ihm beim Denken zuhören. Schritt für Schritt kommt Pierre sich und seinem Ziel näher, ohne dass der Film dabei emotional allzu sehr in die Tiefe geht.

PAmela Jahn

Details

Originaltitel: Sur les chemins noir
Frankreich 2023, 95 min
Genre: Drama
Regie: Denis Imbert
Drehbuch: Denis Imbert
Kamera: Magali Sylvestre de Sacy
Verleih: X Verleih
Darsteller: Jean Dujardin, Joséphine Japy, Izïa Higelin
FSK: 6
Kinostart: 30.11.2023

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