Neue Notiz
Astrid
Formative Jahre einer Autorin
Bevor Astrid Lindgren zur berühmtesten Jugendbuchautorin der Welt wurde, erlebte sie harte Jahre als berufstätige Mutter eines unehelichen Kindes.
Man sieht Astrid Lindgren in ASTRID keine einzige Zeile ihrer berühmten Kinderbücher schreiben, und doch vermittelt Pernille Fischer Christensens berührender Film eine Idee davon, wie die Autorin und ihre Geschichten zusammenhängen. Zu Beginn des Films ist Astrid (fantastisch: Alba August) ein bezopfter Teenager auf dem Dorf, respektlos in der Kirche und voller Abenteuerlust. Am Ende ist sie eine junge berufstätige Frau in der Stadt, die ihre eigenen Entscheidungen trifft - nur wenige Jahre älter, aber ein ganzes Leben an Erfahrung reicher. Ihre Reise beginnt, als Reinhold Blomberg (Henrik Rafaelsen), der Chefredakteur der Kleinstadtzeitung von Vimmersby das aufgeweckte Mädchen als Assistentin engagiert. Bald schreibt Astrid eigene Texte und aus der Zusammenarbeit mit Blomberg, der sich mitten in der Scheidung von seiner zweiten Frau befindet und bereits Kinder hat, entwickelt sich eine Affäre. Astrid wird schwanger, und weil so etwas in der kleinen protestantischen Gemeinde einfach nicht vorkommen darf, flieht sie in die Stadt, wo sie die Sekretärinnen-Schule besucht und heimlich einen Jungen bekommt. Ohne Kindsvater und ohne Mittel bleibt ihr nichts anderes übrig, als Lars zu einer dänischen Pflegemutter zu geben.
Mehrere lange Jahre sieht Astrid ihren Sohn nur in großem Abstand, während sie darauf wartet, dass Blomberg seine Scheidung durchbekommt. Fischer Christensen nimmt sich Zeit für diese formativen Jahre, schildert das Heim, in dem Astrid unterkommt und Freundinnen findet, die Besuche beim immer fremder werdenden Kind und auch die langsame Entzauberung des Geliebten, an deren Ende eine Zukunft als Stiefmutter von sieben Kindern doch nicht mehr ganz so verlockend erscheint. Was in anderen Biopics nur der Prolog eines langen, wendungsreichen Lebens gewesen wäre, steht hier im Zentrum – und reicht der Regisseurin vollkommen, um eine Spur zu legen, die von den einsamen Entscheidungen und harten Erfahrungen dieser Jahre zu Kinderbüchern führt, in denen starke Kinder alleine ihren Weg gehen, und in denen unbeschwerte Spiele und gute Freunde ebenso vorkommen wie große Trauer und nicht wieder gut zu machender Verlust.
Originaltitel: Unga Astrid
Schweden 2018, 123 min
Sprache: Schwedisch, Dänisch
Genre: Biografie, Drama
Regie: Pernille Fischer Christensen
Drehbuch: Kim Fupz Aakeson, Pernille Fischer Christensen
Kamera: Erik Molberg Hansen
Musik: Volker Bertelmann
Verleih: DCM
Darsteller: Trine Dyrholm, Alba August, Maria Bonnevie, Björn Gustafsson, Magnus Krepper
FSK: 6
Kinostart: 06.12.2018
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