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Another End (2024)

(Festivalkritik)
Sals Freundin Zoe ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. In dieser Sci-Fi-Welt gibt es aber mehrere Optionen, um den „Abwesenden“ nahe zu kommen. Sal hat sich bereits Zoes Erinnerungen angesehen, nun schlägt seine ...

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(Festivalkritik)
Sals Freundin Zoe ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. In dieser Sci-Fi-Welt gibt es aber mehrere Optionen, um den „Abwesenden“ nahe zu kommen. Sal hat sich bereits Zoes Erinnerungen angesehen, nun schlägt seine Schwester Ebe eine neue „Therapie“ vor, die von der Firma entwickelt wurde, für die sie arbeitet. Es gibt die Möglichkeit, den Geist Verstorbener in den Körper eines „Hosts“ herunterzuladen, um über mehrere Treffen hinweg Abschied zu nehmen. Wenn die Toten allerdings erfahren, dass sie schon verstorben sind, ist „die Simulation“ zu Ende. Sobald die Körper einschlafen, sind die Toten endgültig tot.

Zur Wiederbelebung des britischen Horrorlabels „Hammer“ kam die Idee so ähnlich schon einmal auf die Leinwand. Damals wurde das Kind eines trauernden Paares mit magischen Methoden vorübergehend wiederbelebt – und wollte dann natürlich nicht mehr sterben, mit blutigen Folgen. Hier läuft die Geschichte anders: Die Lebenden wollen die Toten nicht gehen lassen. Obwohl Sal zunächst mit dem Zoes neuem Körper hadert, gewöhnt er sich schnell an sie und will nicht von Zoe lassen. Als es Komplikationen gibt, sucht er die Frau auf, die als „Host“ für Zoe dient, die depressive Prostituierte Ava.

Teils „Black Mirror“-Episode, teils Männerfantasie, die zur ultimativen Objektifizierung von Ava führt – vom Ersatz für die Ex über die hilfsbedürftige Hure bis zum halboffenen Finale – ist ANOTHER END ein seltsamer, aber interessanter Film. Es geht unter anderem um das Bedürfnis nach einem Abschluss und die Suche nach Vergebung, andererseits weiß mindestens Sals Schwester Ebe, dass die „Therapie“ dabei nicht hilft, sondern die Sehnsucht nach den Verstorbenen nur verstärkt. Eine überraschende Wendung verhilft den Figuren schließlich doch zu einer Art „Closure“, aber das wirkt eher wie die in fünfziger Jahren angehängten falschen Happy Ends in tragischen Filmen. Ein schwer morbider Wettbewerbsfilm mit sehr wackligen Identitäten aber nicht der schlechteste. Renate Reinsve (THE WORST PERSON IN THE WORLD), die schon in einem anderen Wettbewerbsfilm das Dreamgirl gespielt hat, schaltet hier wieder ihr 100.000 Watt-Lächeln ein, allerdings schaltet sie es manchmal auch so vollständig ab, dass es sehr beeindruckend ist.

Tom Dorow

Details

Originaltitel: Another End
I 2024, 125 min
Regie: Piero Messina
Drehbuch: Piero Messina, Giacomo Bendotti, Valentina Gaddi
Darsteller: Gael Garcia Bernal, Renate Reinsve, Berenice Bejo

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