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Andrea lässt sich scheiden

In der Provinz

Wenig passiert in der Provinz. Bei einem kranken Bauern sind Kühe verendet. Georg feiert Geburtstag. Andrea lässt sich scheiden.

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Die Provinz, in der Josef Haders ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN spielt, ist eine, die sich durch Leere auszeichnet. In einer Landschaft ohne Besonderheiten stehen grau-weiß verputzte Siedlungshäuser ohne Persönlichkeit. Allein eine Betonskulptur auf der Verkehrsinsel am Ortseingang, die vage an einen rosa Knoblauch erinnert, bringt eine surreale Note ins Spiel. Mitten im Nichts, am Ende eines Feldweges unter hellgrauem Himmel, warten Andrea (Birgit Minichmayr) und Georg (Thomas Schubert) mit ihrem Polizeiauto darauf, dass auf der leeren Landstraße mit den zwei mickrigen Alleebäumen ein Auto vorbeifährt, dessen Geschwindigkeit sie überprüfen könnten. In die Abwesenheit fallen Sätze wie Ziegelsteine. „Was feiert man am Geburtstag eigentlich?“ sinniert Georg. „Das man im letzten Jahr nicht gestorben ist,“ antwortet Andrea.
Wenig passiert in der Provinz. Bei einem kranken Bauern sind Kühe verendet. Georg feiert Geburtstag. Andrea lässt sich scheiden, vom Andy (Thomas Stipsits), beziehungsweise hat sie das fest vor. Außerdem will sie weg, nach St. Pölten, in dem der Himmel das gleiche Hellgrau hat, aber wo vermutlich mehr los ist und weniger Leute alles über sie wissen. Dann allerdings überfährt sie auf dem Heimweg von Georgs Geburtstagsfeier auf der einsamen Landstraße ihren Noch-Ehemann und begeht Fahrerflucht. Der nächste vorbeikommende Autofahrer, der alkoholkranke Religionslehrer Franz (Josef Hader) wird haftbar gemacht und nimmt die Schuld bereitwillig auf sich. Andrea ist ratlos. Franz auch.
Einsame Autos knattern auf leeren Landstraßen entlang, dunkle Hauseingänge bilden Untiefen in nächtlichen Rauhputzfassaden, im „Diabolo“ tanzen alkoholisierte Singles unter der Diskokugel, ein Hund stirbt. Josef Haders staubtrockene „Komödie“ erzählt vom eigenen Rhythmus des Provinzlebens, von Menschen, die empathielos scheinen wie Steine, oder windschief und marode wie ein alter Schuppen, wie der Franz einer ist.

Hendrike Bake

Details

Österreich 2023, 93 min
Genre: Tragikomödie
Regie: Josef Hader
Drehbuch: Josef Hader
Kamera: Carsten Thiele
Schnitt: Roland Stöttinger
Verleih: Majestic Filmverleih
Darsteller: Birgit Minichmayr, Robert Stadlober, Josef Hader, Branko Samarovski, Thomas Schubert
Kinostart: 04.04.2024

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