Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Ama-San

Mit großer Sorgfalt

Ohne Sauerstoff oder weitere Hilfsmittel tauchen die japanischen „Frauen des Meeres“ in die Tiefen des pazifischen Ozeans, teils bis zum Grund, um von dort Muscheln und andere Meeresschätze zu sammeln. Dokumentarfilm.

Mehr

Die Ama-San pflegen eine jahrtausendealte japanische Tradition. Sie sind „die Frauen des Meeres“. Ohne Sauerstoff oder weitere Hilfsmittel tauchen sie in die Tiefen des pazifischen Ozeans, teils bis zum Grund, um von dort Muscheln und andere Meeresschätze zu sammeln. Wie viele traditionelle Berufszweige ist auch die Arbeit der Ama-San eine aus der Welt scheidende Gepflogenheit. Die älteste der drei Frauen, die die portugiesische Regisseurin Cláudia Varejão in einem Fischerdorf auf der Izu-Halbinsel besucht hat, ist 85 Jahre alt. Matsumi, Mayumi und Masumi arbeiten seit 30 Jahren zusammen. Die minutiöse Vorbereitung auf ihre Tauchgänge begehen sie stets mit der gleichen Sorgfalt, bevor sie sich in die Tiefe begeben und auf die ungewisse Suche nach verkäuflichen Lebewesen ¬machen. Für sie ist das Arbeitsalltag, die Zuschauer*innen entdecken dort die Ruhe und Faszination der Unterwasserwelt. Auch der Film selbst scheint sich mit den verlangsamten Geschwindigkeiten der Schwerelosigkeit fortzubewegen. Erst nach 15 Minuten erscheint der Titel. Die Szenen sind lang, es gibt nur wenige Schnitte und die Kamera beobachtet die Frauen ruhig. So folgen wir ihnen nicht nur bei ihren Tauchgängen, sondern vor allem auch bei profansten Alltagserledigungen, beim Beten oder zum Karaoke. Mögliche Fragen, die dabei aufkommen können, müssen sich die Zuschauer*innen selbst erschließen, einen begleitenden Kommentar oder Interviews mit den Frauen gibt es nicht. Wer sich darauf einlässt, erlangt einen detailreichen Einblick in einem fernen Kulturkreis - der auch die Vorstellung von einem traditionellen Frauenleben, nicht nur in Japan, in Frage stellt. Es ist daher eine schöne Überraschung, dass dieser Film drei Jahre nach dem Start seiner Festivallaufbahn in Deutschland noch eine Kinoauswertung erfährt.

Katharina Franck

Details

Portugal/Schweiz 2016, 113 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Cláudia Varejão
Drehbuch: Cláudia Varejão
Kamera: Cláudia Varejão
Schnitt: Cláudia Varejão, João Braz
Verleih: Wolf Kino
Kinostart: 03.10.2019

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.