Es ist ganz einfach: "Er ist ein Mann, ich bin eine Frau", so erklärt Alma Mahler (Emily Cox) ihrem Gatten Gustav, dass sie eine Affäre mit dem Berliner Architekten Walter Gropius (Anton von Lucke) hat. Alma ist 31 Jahre alt und von der Liebe zum berühmten Komponisten enttäuscht, der sich nur um seine Musik kümmert und ihr eine eigene Karriere verwehrt. Trotzdem bleibt sie bei ihm, bis er wenige Monate später verstirbt. Als Almas Tränen über den Verlust kaum getrocknet sind, lernt sie den jungen Künstler Oskar Kokoschka (Valentin Postlmayr) kennen. Der Freigeist imponiert der schönen Wienerin so sehr, dass er in ihr eine ungestüme Leidenschaft weckt. Aber weil Gropius auch noch im Spiel ist, wird die Geschichte bald kompliziert. Gleichzeitig hat Alma Mühe, ihr eigenes musikalisches Talent voranzutreiben, nachdem sie Mahler eine letzte Ehre erwiesen und dessen finale 9. Sinfonie zur Uraufführung gebracht hat.
Regisseur Dieter Berner kennt sich mit der Zeit der Belle Époque und ihren Ikonen aus. Der Kunstbetrieb des frühen 20. Jahrhunderts ist sein Spezialgebiet. 2016 beschäftigte er sich in EGON SCHIELE - TOD UND MÄDCHEN mit den Beziehungen des Expressionisten zu den Frauen. Damals wurde ihm von der Kritik eine gewisse Keuschheit und Unkörperlichkeit im Umgang mit seinen Figuren vorgeworfen. Vielleicht hat er deshalb in ALMA & OSKAR das Gegenteil versucht. Cox und Postlmayr zeigen viel Haut, um die wilde Romanze zwischen dem jungen Künstler und seiner Muse darzustellen, trotzdem wirkt die Inszenierung insgesamt eher konservativ. Es bleibt den Schauspieler*innen überlassen, die Machtspiele innerhalb der Geschichte mit Leben zu füllen, während sich die Filmmusik von Stefan Will gekonnt an Mahlers Vermächtnis orientiert und geschmeidig über die historischen Kulissen legt.

Pamela Jahn