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Alles über Martin Suter. Ausser die Wahrheit

Ein Schriftsteller und seine Geschichten

In seinem Dokumentarfilm lässt André Schäfer den Schweizer Schriftsteller Martin Suter auf seine eigenen Figuren treffen, die ein neutraler Erzähler in ausgewählten Szenen aus bestimmten Romanen zum Leben erweckt. Auf diese Weise lernen die Zuschauer Autor und Werk gleichermaßen kennen.

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Ein leeres Blatt am Abend, das kennt er nicht. Wenn Martin Suter arbeitet, steht am Ende des Tages auch etwas auf dem Papier. Manchmal ist es nicht richtig gut, das räumt er ein. Aber Suter verfolgt sein Schriftstellerdasein mit Beharrlichkeit und Disziplin. Sein ewiges Motiv ist dabei so zugänglich und rätselhaft wie er selbst: "Ich möchte eine Geschichte mit einem Geheimnis erzählen". So wurde Suter im Laufe der letzten 25 Jahre zu einem der erfolgreichsten Schweizer Schriftsteller der Gegenwart. Aber als solchen stellt ihn André Schäfer in seinem Film nicht vor - oder nicht direkt. Er lässt Suter auf seine eigenen Figuren treffen, die ein Erzähler (Andreas Fröhlich) in ausgewählten Szenen zum Leben erweckt. Auf diese Weise lernen die Zuschauer Autor und Werk gleichermaßen kennen, wobei der heute 74-jährige Suter, der in der Öffentlichkeit am liebsten Anzug und Krawatte trägt, stets auf der Hut ist, am Ende nicht zu viel von sich preiszugeben. Etwa dass er zunächst Werbetexter und Kolumnist war, bevor er sich 1997 an sein erstes Buch wagte. Überraschend nah wirken dagegen die Szenen, in denen er gemeinsam mit seiner Familie über den 2009 verstorbenen Adoptivsohn spricht. Es ist der Moment, in dem die Wahrheit am klarsten und schmerzlichsten zu Tage tritt. Davor und danach zeigt Schäfer vor allem, wie Suter selbst immer wieder Teil der Inszenierung ist, als Außenstehender, als würde er sich seine eigenen Romane anschauen. Es ist ein reizvoller Ansatz, weil Suters Geschichten einen unmittelbar in ihren Bann ziehen, auch wenn man sie nur in Fragmenten zu hören bekommt. Am spannendsten sind jedoch die Augenblicke, in denen wir dem Schriftsteller begegnen, wenn er mal ernst, mal voller Schalk und Selbstironie über sich selbst und die Suche nach der seiner Identität als Künstler spricht.

Pamela Jahn

Details

Originaltitel: Alles über Martin Suter – Ausser die Wahrheit.
Schweiz 2022, 90 min
Genre: Dokumentarfilm, Porträt
Regie: André Schäfer
Drehbuch: Andre Schäfer
Kamera: Andi Widmer
Schnitt: Fritz Busse
Musik: Martin Skalsky
Verleih: DCM Film Distribution
Darsteller: Martin Suter, Margrith Nay Suter, Ana Suter, Stephan Eicher, Benjamin von Stuckrad-Barre, Bastian Schweinsteiger, Philipp Keel
FSK: 12
Kinostart: 06.10.2022

Website
IMDB

Vorführungen

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