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Agnieszka

Madame, Ballbusting und Teddys

AGNIESZKA wird aus dem Gefängnis entlassen, zündet ihren Ex-Freund an und fährt nach München, wo sie für Madame als Domina zu arbeiten beginnt. Eine Liebesgeschichte mit dem 16-jährigen Manuel bringt das Verhältnis zwischen Madame und AGNIESZKA ins Wanken.

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AGNIESZKA kommt im Winter aus einem polnischen Gefängnis, mit einem alten Mobiltelephon, einer Schachtel Zigaretten, 90 Zloty und 48 Groszy in der Tasche. Das Telefon wirft sie weg, die Zigaretten bietet sie ihrem kleinen Bruder an, den sie auf einem Spielplatz abfängt. Der raucht nicht, sie wirft die Zigaretten weg. Sie holt zuhause etwas Geld ab, kauft Benzin, zündet ihren Ex-Freund an und fährt nach München. Im Internetcafé wird ihr Geld geklaut, sie verfolgt den Dieb in einen Kneipe, ohrfeigt einen Mann und wird stante pede bei Madame, einer ehemaligen Balletttänzerin und Königin der Unterwelt als Domina, Spezialität Ballbusting, angestellt. Alles wäre soweit gut, das oberste Gebot lautet, die Damen ziehen sich nicht aus und werden nicht angefasst, der kleine Bruder bekommt einen Teddy voll Geld zugeschickt und Agnieszka tritt Männern gern ins Gemächt. Nur lernt sie den 16-jährigen Manuel kennen, 14 Jahre jünger als sie. Eine Art Kameliendamen-Melodram entspinnt sich, im deren Laufe Agnieszka der Liebe entsagen muss, um den jungen Geliebten zu retten. Als Madame wegen der Affäre um Manuel eine böse Intrige gegen Agnieszka spinnt, rechnet sie ab, um schließlich ihren Bruder, den Teddy im Arm, wiederzutreffen.
Tomasz Emil Rudziks zweiter Film schwankt etwas unentschlossen zwischen psychologischem Drama, Melodram und Kolportage. Wenig überzeugend ist die Darstellung der teils romantisierten, teils verteufelten kommerziellen SM-Welt, und auch die Liebesgeschichte wirkt zu erdacht. Immerhin: Karolina Gorczyca hat jede Menge Leinwandpräsenz und gibt die taffe Ex-Gangsterin überzeugend, Rafał Garnecki ist großartig als ihr wütender, entschlossener und enttäuschter kleiner Bruder. Nur ein wenig entschlossene Radikalität fehlt dem Film, der entweder ein knallharter Reißer oder ein wirklichkeitsnahes Portrait hätte werden können.

Hannes Stein

Details

Deutschland/Polen 2014, 93 min
Genre: Drama
Regie: Tomasz Emil Rudzik
Drehbuch: Tomasz Emil Rudzik
Kamera: Sorin Dorian Dragoi
Schnitt: Alina Teodorescu
Verleih: Alpha Medienkontor
Darsteller: Karolina Gorczyca, Hildegard Schmahl, Lorenzo Nedis
FSK: 16
Kinostart: 28.05.2015

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