Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

PJ Harvey: A Dog Called Money

Eklektische Melange

Der Film, der die Entstehung von P. J. Harveys Album „The Hope Six Demolition Project“ (2016) dokumentiert, ist eine eklektische Melange aus Gedichten, klaren, drastischen Bildern und Musik.

Mehr

Musikerin PJ Harvey reist mit dem Fotojournalisten Seamus Murphy in drei „fremde“ Länder, deren Schicksale miteinander verwoben sind – Afghanistan, Kosovo und die USA. Er filmt, sie schreibt: Texte und Musik. Entstanden sind so das Album „The Hope Six Demolition Project“ (2016) und der Film A DOG CALLED MONEY (2019). Hatte sich Harvey auf „Let England Shake“ (2011) den politischen Missverhältnissen in ihrer Heimat zugewandt, versucht sich ihr jüngstes Werk an einer globaleren Perspektive. Der Film, der seine Entstehung dokumentiert, ist eine eklektische Melange aus Gedichten, klaren, drastischen Bildern und Musik: Das Trommeln afghanischer Musiker in einem kleinen, unbeheizten Zimmer, die Gebetsrufe der Mullahs und Protestgesänge von Demonstranten; der Gospel beim Gottesdienst, der Freestylerap der Teenager in Southeast Washington und die „Build The Wall“-Rufe bei der Trump-Rally. Mit Ehrfurcht, mit Schrecken und ein wenig mit enttäuschter Liebe schaut der Film auf das, was Menschen so miteinander tun, einander antun. Harvey wandelt andächtig durch kriegsversehrte Landschaften und eilig verlassene Ruinen: „And I’m stepping on their things in my expensive leather sandals.“ Im Kontrast dazu steht die klinisch-weiße Studioumgebung, in der das Album schließlich aufgenommen wird – unter den Augen von Fans und in einer ernsten, professionellen Atmosphäre, zum Glück gebrochen durch Momente der Heiterkeit und Zärtlichkeit. Weiß sind auch die Musiker, die eine Musik dort einspielen, die mehrheitlich vom Schicksal von Menschen of Color erzählt und zehrt. Der Spagat zwischen Solidarität und kultureller Aneignung ist dem Projekt als Problematik eingeschrieben – A DOG CALLED MONEY stellt damit auch einen Versuch dar, den Menschen, deren Einflüsse auf „Hope Six“ so deutlich zu hören sind, Sichtbarkeit zu geben.

Eva Szulkowski

Details

Originaltitel: A Dog Called Money
Irland/Großbritannien 2019, 94 min
Sprache: Englisch
Genre: Dokumentarfilm, Musikfilm
Regie: Seamus Murphy
Drehbuch: Seamus Murphy
Schnitt: Sebastian Gollek
Musik: P.J. Harvey
Verleih: Edition Salzgeber
FSK: 6
Kinostart: 14.11.2019

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.