Für Petra Hoffmann und ihre Freund*innen schien Anfang der 1980er ein Traum zum Greifen nah. In Nicaragua hatte die linke Sandinista-Bewegung die 43-jährige Diktatur der korrupten Somoza-Sippe beendet und begann nun, das Land mit internationaler Unterstützung wieder aufzubauen und im Sinne der „Dichter und Träumer“ neu zu formen. Allein aus der BRD waren 15.000 Aktivist*innen an diesem Wiederaufbau beteiligt. Getrieben von Idealismus bauten sie Schulen, hoben Abwassergräben mit bloßen Händen aus und bekämpften, wenn nötig, rechte Rebellen mit der Waffe. Hier schien alles das möglich, was sich die deutschen 68er erhofft, in der BRD aber nicht erreicht hatten.
EIN TRAUM VON REVOLUTION zeigt, wie dieser Traum verraten und zerstört wurde. Kurz nach der Revolution begannen die USA, in Nicaragua „Contra“-Terroristen zu finanzieren, deren Anschläge die Neugestaltung des Landes sabotierten, bis die Sandinistas 1990 abgewählt wurden. Seit 2023 erneut an der Macht und in seiner fünften Amtszeit ist der ehemalige marxistische Sandinista-Anführer Daniel Ortega inzwischen zu der Art Diktator geworden, die er einst bekämpfte, und regiert durch Gewalt, Korruption und nach hartkonservativen Werten. Viele seiner ehemaligen Revolutionsgefährt*innen sind im Gefängnis oder im Exil, und Massen an gewöhnlichen Nicaraguaner*innen flohen vor den staatlichen Repressionen ins nahe Costa Rica. Der Film lässt vor allem diese Menschen ihre Geschichte erzählen, während die Mitglieder der ehemaligen deutschen Brigaden zwischen Momenten der Nostalgie vor allem Fassungslosigkeit äußern. Ob es jemals gelingen wird, den Prozess umzukehren und den alten Traum zu erfüllen, bleibt ungewiss, aber daran, dass auch die Enkel der Revolutionär*innen nie aufhören werden, ihn zu träumen, besteht kein Zweifel.

Christian Klose