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Werner Nekes – Das Leben zwischen den Bildern

Porträt eines Film-Tüftlers

Dokumentarfilm über den Filmemacher, Künstler und Kunsthistoriker Werner Nekes, der unter anderem eine umfangreiche Kunst- und Apparate-Sammlung zur Vor- und Frühgeschichte des Kinos anlegte.

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Werner Nekes ist vor allem in Kreisen der Experimentalfilm-Aficionados bekannt: Seit den 1960ern war er einer der Pioniere des radikalen Films, der die Filmsprache erforschte, weiterdachte und ins Stolpern brachte. Werner Nekes ist auch in Kreisen der Komik-Aficionados bekannt: Mit JOHNNY FLASH inszenierte er den ersten Langfilm mit Helge Schneider in der Hauptrolle.
Werner Nekes ist am 22. Januar 2017 verstorben. Wenige Wochen darauf feierte dieses Künstlerporträt Premiere auf der Berlinale: Ein Film, der damit ungewollt zur posthumen Bestandsaufnahme eines Künstlerlebens wurde, das sich auf vielfältige Weise mit dem Sehen beschäftigte, mit der Wahrnehmung von Bildern und der Erfahrung der Welt. Nekes war ein Film-Tüftler, der das Filmen ganz neu dachte. Er schüttelte alle Erfahrungen der erzählerischen Filmkonventionen ab, um ganz von vorne anzufangen, von einem Stadium der Unschuld im Umgang mit den Bildern aus.
Seine Experimente waren nicht als Idee der Avantgarde gedacht, sondern dienten der Erforschung der Bilder, ihrer Beziehungen zueinander und des Geheimnisvollen, das zwischen ihnen steckt. Deshalb – und neben Nekes' Werk ist dies ein weitere Schwerpunkt dieses Dokumentarfilms – sammelte er: Alles, was mit Bild- und Blickperspektive zu tun hat, von anamorphen Gemälden bis zu Seh-Apparaturen der letzten Jahrhunderte, ein eigenes kleines Museum, das die Funktionsweisen von Sehen und Illusion veranschaulicht.
Nekes war auch – ein dritter Aspekt – Teil eines sozialen und künstlerischen Netzes, das von der Künstlerin Eva Hesse über die Experimentalfilmer der 1970er, zentriert in Hamburg, bis zu Helge Schneider und Christoph Schlingensief reicht, die Anfang der 1980er bei ihm in die Lehre gingen. So gelingt hier nicht nur das Porträt eines Künstlers, sondern eine Hommage daran, was mit Bildern alles möglich ist – eine Hommage an den Film an sich.

Harald Mühlbeyer

Details

Deutschland 2017, 88 min
Genre: Dokumentarfilm, Film übers Filmemachen, Biografie
Regie: Ulrike Pfeiffer
Drehbuch: Ulrike Pfeiffer
Kamera: Bernd Meiners, Thomas Vollmar
Schnitt: Kawe Vakil
Musik: André Feldhaus
Verleih: mindjazz pictures
FSK: oA
Kinostart: 09.11.2017

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