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The Kingdom of Survival

“The Kingdom of Survival is a beautiful film about an ugly world.” Noam Chomsky M.I.T 2010

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Der politischste Slowboat-Film begibt sich auf die Suche nach Außenseitern und Rebellen gegen den Status Quo. Littler begegnet dem Linguisten und Philosophen Noam Chomsky, der seinen Anarchismusbegriff erläutert: autoritäre Strukturen stehen in der Pflicht, sich zu rechtfertigen. Strukturen, die sich nicht legitimieren können, sollten abgebaut werden. Chomsky greift auf Adam Smith zurück, der im 19. Jahrhundert davon sprach, dass in England das Kapital in den Händen der Kaufleute und Fabrikanten konzentriert sei, und diese daher die Architekten der Politik wären. Heute sei das Kapital in Finanzinstituten und mulitnationalen Konzernen konzentriert, die daher faktisch Eigentümer der Gesellschaft seien und damit auch Eigentum des politischen Systems und der intellektuellen Klassen. Die Medien würden in Zentren der Macht kontrolliert, auch durch Wohlstand und Vergünstigungen. Das Bildungssystem der Eliten sei ausgerichtet auf die Produktion von Konformität. Das nationale Interesse sei also das Interesse der herrschenden Klasse, deren Herrschaft immer wieder hinterfragt werden müsse.
Von Chomsky reist Littler zum linken Kolumnisten Joe Bageant, der eine amerikanische Geschichte aus der Perspektive der weißen Unterschicht geschrieben hat. In Deer Hunting With Jesus: Dispatches From America's Class War beschreibt Bageant, wie die amerikanische weiße Unterschicht, aus der auch seine Familie stammt, dazu gekommen ist, gegen ihre eigenen politischen Interessen zu wählen. Weiter geht es zu Dr. Mark Mirabello, der als Experte für „Outlaw-Geschichte“ vorgestellt wird und ein selbst-versorgendes Leben außerhalb der Gesellschaft als Utopie vorschlägt. Mirabello ist nicht unumstritten. Erste Berühmtheit erlangte er durch ein Buch, in dem er ein Interview mit einem angeblichen Mitglied einer angeblichen Geheimgesellschaft namens „Odin-Bruderschaft“ veröffentlichte. Das Buch wird heute in rechtsextremen Kreisen als esoterische Unterfütterung herumgereicht. Die Reise geht weiter zu Mike Oehler, einem Hippie der ersten Generation, der selbstversorgend in einem unterirdischen Haus in Idaho lebt, zu Bob Meisenbach, der 1960 als Rädelsführer einer Demonstration gegen Kommunistenjäger Joe McCarthys „Komitee für unamerikanische Aktivtäten“ verhaftet wurde, zum anarchistischen Verleger Ramsey Kanaan und der Radiomoderatorin Sasha Lilley, die in Berkeley für den Sender KPFA arbeitet, der in den 40er Jahren von pazifistischen Anarchisten gegründet wurde. THE KINGDOM OF SURVIVAL zeigt ein sehr vielfältiges Bild der politischen amerikanischen Gegenkultur, von der in Deutschland wenig bekannt ist.

Tom Dorow

Details

USA / Deutschland 2011, 92 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: M.A. Littler
Drehbuch: M.A. Littler
Darsteller: Prof. Noam Chomsky, Joe Bageant, Dr. Mark Mirabello, Will "The Bull" Taylor

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