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The Dead Don't Die

Meta-Zombiefilm, mindestens

Auch wenn der Name des US-Präsidenten nicht fällt, muss man bei Jarmuschs Meta-Zombiefilm unweigerlich an den Demagogen Trump und seine Gefolgsleute denken, an den schleichenden Verfall von Werten und Moral.

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“Das ist der Titelsong” sagt Adam Driver zu Bill Murray, als zum ersten, aber nicht letzten Mal Sturgill Simpsons Song „The Dead Don’t Die“ im Autoradio zu hören ist. Ob er damit tatsächlich den Titelsong des Films meint, der da gerade ein paar Minuten läuft? So einfach macht es Jim Jarmusch sich und den Zuschauern dann doch nicht, aber schnell ist klar, dass es sich beim 13. Film des New Yorker Regisseurs nicht einfach nur um einen Zombie-Film handelt, sondern um einen Meta-Zombiefilm – mindestens.
Die Handlung ist schnell erzählt, denn zum einen ist sie genau das, was man bei einem Zombie-Film erwarten würde, zum anderen schert sich Jarmusch hier noch weniger als sonst um eine konventionelle Narration.
In der Kleinstadt Centerville geschehen plötzlich merkwürdige Dinge: Uhren bleiben stehen, Mobiltelefone funktionieren nicht mehr, Sonnenauf- und untergang verschieben sich, vor allem aber erwachen die Toten zum Leben. Den an vielen Zombie-Filmen geschulten Bewohnern wie dem Polizisten Ronnie (Driver) oder dem an der Tankstelle arbeitenden Bobby (Caleb Landry Jones) ist schnell klar, dass man es hier mit einer veritablen Zombie-Apokalypse, kurz gesagt: dem Ende der Welt zu tun hat. Die einzige Möglichkeit etwas gegen die Untoten zu tun ist, ihnen den Kopf abzuschlagen. Was Ronnie mit ebenso elegantem Schwung vollbringt, wie die Samuraischwert-schwingende, schottische Leichenbestatterin Zelda Winston (Tilda Swinton), die wohl nicht zufällig wie eine Verwandte des Ghost Dogs wirkt. Viele Bekannte aus Jarmuschs Oeuvre tauchen hier auf, von Bill Murray über Tom Waits bis Iggy Pop, der – natürlich – einen Zombie spielt, wofür nicht viel Make Up nötig war.
Nicht nur bei dieser Besetzung deutet sich an, wie Jarmusch mit den Vorstellungen spielt, die sich im Laufe der Jahre von Schauspielern und Musikern entwickelt haben. So wirkt Tilda Swinton als Zelda Winston mit extremen schottischen Akzent, ihrer betont weißen Haut und vor allem ihrem merkwürdigen Verhalten wie die Außerirdische, als die sie oft beschrieben wird. Beim Kurzauftritt von RZA geht Jarmuschs Verwischen von Realität, Fiktion und Klischeevorstellung einer öffentlichen Person dann sogar soweit, dass er ihn als Paketboten für ein Unternehmen namens WU-PS arbeiten lässt…
Mit all diesen feinen Realitätsverzerrungen erzeugt Jarmusch das Bild einer Welt, die von Oberflächlichkeit und Stumpfsinn geprägt ist. Selbst so ein Desaster wie die Zombie-Apokalypse, die nach und nach alle Stadtbewohner dahinrafft, sorgt da kaum für Irritation, man nimmt das Schicksal hin wie es kommt so lange jemand behauptet: Es wird alles gut!
Woran Jarmusch dabei denkt, ist nicht zu übersehen: Die USA unter Donald Trump. Auch wenn der Name des US-Präsidenten nicht fällt, muss man unweigerlich an den Demagogen und seine Gefolgsleute denken, an den schleichenden Verfall von Werten und Moral. Dystopische Zombie-Filme als Metapher für Missstände der Gegenwart zu benutzen war bei George Romeros NACHT DER LEBENDEN TOTEN – auf den immer wieder angespielt wird – noch originell, inzwischen ist es längst ein Klischee. Natürlich ist Jarmusch dies bewusst und so versucht er gar nicht erst, subtil zu sein, sondern ist im Gegenteil betont ruppig. Selten bediente sich Jarmusch so derber Momente, doch gerade das Grobschlächtige des Humors macht THE DEAD DON’T DIE am Ende möglicherweise zum perfekten Film für diesen Moment: Wenn die Ordnung der Welt zunehmend verfällt, ist vielleicht nicht der Moment für feinsinnigen Humor, dann müssen die Missstände mit brachialen Mitteln angegangen werden, dann muss der Hydra im Zweifelsfall der Kopf abgeschlagen werden.

Michael Meyns

Details

USA 2019, 103 min
Sprache: Englisch
Genre: Horror, Komödie
Regie: Jim Jarmusch
Drehbuch: Jim Jarmusch
Kamera: Frederick Elmes
Verleih: Universal Pictures
Darsteller: Tom Waits, Adam Driver, Tilda Swinton, Bill Murray, Caleb Landry Jones, Chloë Sevigny, Steve Buscemi, Selena Gomez, Danny Glover
Kinostart: 13.06.2019

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