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Sultanas Traum

Ein Film der vielen Ebenen

Animationsfilm rund um die utopische Novelle „Sultanas Traum“ von Rokeya Sakhawat Hussain (1880 – 1932), einer bengalischen Schriftstellerin, Sozialarbeiterin und Feministin.

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Ines erinnert sich an einen Tag allein im Park, sie ist noch ein Kind. Ein fremder Mann starrt sie unverhohlen an. „Es war das erste Mal: Ich hatte Angst, weil ich eine Frau war.“ Ines ist eine Animationskünstlerin aus Spanien, die in Kalkutta studiert. In einem Buchladen stößt sie auf die utopische Novelle „Sultanas Traum“ von Rokeya Sakhawat Hussain (1880 – 1932), einer bengalischen Schriftstellerin, Sozialarbeiterin und Feministin. Mit ihrem „Ladyland“ erträumte die muslimische Autorin ein Matriarchat, in der Frauen sich nicht mehr verstecken müssen, wo sie angstfrei leben, sich bilden und ihre Träume verfolgen können. Hussains Buch und ihre Biografie inspirieren Ines: Sie will einen Film darüber machen. Bei der Recherche lernt sie einiges – vor allem über sich selbst und darüber, was ihr Geschlecht persönlich und politisch für sie bedeutet.

Der schöne, fordernde, gelegentlich verstörende und dann wieder versöhnende SULTANAS TRAUM ist der neueste Animationsfilm von Isabel Herguera, Professorin der Animation an der Kunsthochschule für Medien Köln. Es ist ein Film der vielen Ebenen, die einander überlagern, ergänzen und miteinander verschmelzen, sowohl narrativ als auch visuell und sogar auf akustischer Ebene. Mal mehr, mal weniger durchsichtige Zeichnungen auf buntem Aquarellhintergrund, der die Bilder in die passende Stimmung taucht, wechseln sich ab mit einem scherenschnittartigen Marionettentheater oder soghaften bewegten Gemälden. Die Vielfalt an Materialien und Stilen und der Detailreichtum sorgen dafür, dass man vieles entdeckt, aber auch verpasst. Vorwissen über Literatur-, Film- und Zeitgeschichte ist sicher nicht schlecht, um SULTANAS TRAUM folgen zu können; zugleich lässt es sich aber auch sehr gut in die wunderbaren Bilder eintauchen und den Emotionen nachspüren, die sie hervorrufen. Allein die musikalische Sequenz über die Lebensgeschichte von Rokeya Hussain – darüber, wie sie heimlich lesen und schreiben lernte, ihr Buch schrieb und Schulen für muslimische Mädchen gründete – „entschädigt“ etwa für manchen etwas sperrigen Moment, in dem der Film seinen Zuschauer*innen dann doch einiges an Eigenleistung abverlangt.

Eva Szulkowski

Details

Originaltitel: El sueno de la sultana: Sultana's Dream
Deutschland/Spanien 2023, 86 min
Sprache: Englisch, Spanisch, Hindi
Genre: Animation
Regie: Isabel Herguera
Drehbuch: Isabel Herguera, Gianmarco Serra
Kamera: Eduardo Elosegi
Schnitt: Gianmarco Serra
Musik: Gianmarco Serra
Verleih: Films that matter
Kinostart: 07.03.2024

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Sultanas Traum

(El sueno de la sultana: Sultana's Dream) | Deutschland/Spanien 2023 | Animation | R: Isabel Herguera

Animationsfilm rund um die utopische Novelle „Sultanas Traum“ von Rokeya Sakhawat Hussain (1880 – 1932), einer bengalischen Schriftstellerin, Sozialarbeiterin und Feministin.

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