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Suburra

Kompromissloser Neo Noir

Der auf einem Tatsachenroman basierende Film um korrupte Politiker, in aller Öffentlichkeit agierende Mafiosi, Prostitution und Immobilienspekulation entwirft ein verschachteltes, kompromissloses Neo-Noir-Sittenbild Roms.

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Für seine Fernsehadaptionen der Mafiafilme ROMANZO CRIMINALE und GOMORRHA erhielt der Italiener Stefano Sollima viel Lob. SUBURRA ist nun sein erstes eigenes Gangsterepos, das 2017 auch als 10-teilige Netflix-Serie umgesetzt werden soll. Der Titel bezieht sich auf das zwielichtige Stadtviertel im antiken Rom, wo das Rotlichtmilieu ansässig war und Senatoren mit Verbrechern tuschelten. In der Realität von SUBURRA, der im November 2011 spielt, ist das nicht anders. Wie in Paolo Sorrentinos IL DIVO erscheint die politische Elite als korrupter Haufen und die Mafia als legitimer Teil der Gesellschaft. Als eine minderjährige Prostituierte beim Tête-à-Tête mit dem Abgeordneten Malgradi an einer Überdosis stirbt, soll die Prostituierte Sabrina die Leiche loswerden. Das bringt den Kleingangster „Stecher“ aus der Anacleti-Familie auf den Plan, der Malgradi erpressen will. Andere Ziele verfolgt der „Samurai“, ein alteingesessener Pate, der via Malgradi ein neues Gesetz durchpeitschen will, das ein millionenschweres Bauprojekt in den Vororten Roms anschiebt. Doch die Zeit drängt, denn das Parlament steht kurz vor einer Regierungskrise. Regelmäßige Einblendungen zählen die sieben Tage bis zur „Apokalypse“ herunter, während sich die vielen Figuren heillos in ein engmaschiges Geflecht aus Korruption, Drogen, Verrat, Sex und Gewalt verstricken. Der auf einem Tatsachenroman basierende Plot entwirft ein verschachteltes, kompromissloses Neo Noir-Sittenbild. Rom ist in einen omnipräsenten Dauerregen gehüllt, das Schicksal der verkommenen Figuren baumelt am seidenen Faden. Sollima drapiert das Ensemble zu wuchtigen, teils sakralen Synthesizer-Klängen in seine hochgradig ästhetischen Bilder. Immer wieder kommt es zu Gewalteruptionen, etwa bei einer nüchtern inszenierten Schießerei in einem Supermarkt – und am Ende schafft es hier kaum einer lebend raus.

Christian Horn

Details

Frankreich/Italien 2015, 135 min
Genre: Drama, Krimi, Thriller
Regie: Stefano Sollima
Drehbuch: Sandro Petraglia, Stefano Rulli, Carlo Bonini, Giancarlo De Cataldo
Kamera: Paolo Carnera
Musik: Pasquale Catalano
Verleih: Koch Media
Darsteller: Jean-Hugues Anglade, Pierfrancesco Favino, Elio Germano, Lidia Vitale, Greta Scarano
FSK: 16
Kinostart: 26.01.2017

Website
IMDB

Vorführungen

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