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Until I Lose My Breath

Wie eine geballte Faust

Serap steht unter Strom, immer scheint sie in Eile, verfolgt, umgetrieben von einem Projekt, das keinen Aufschub duldet. UNTIL I LOSE MY BREATH der türkischen Regisseurin Emine Emel Balci erzählt von einer jungen Frau, die mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln um eine bessere Zukunft ringt.

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Serap steht unter Strom. Keine Bewegung macht die junge Frau langsam, immer scheint sie in Eile, verfolgt, umgetrieben von einem Projekt, das keinen Aufschub duldet. Sie sucht ihren Vater bei den LKW-Verladeplätzen auf und stellt ihn im Café zur Rede. Wann wird er sich endlich einen Job in der Stadt suchen, das Lastwagenfahren aufgeben, eine Wohnung nehmen? Der Vater wiegelt ab. Mach mal langsam, das geht nicht so einfach, erst müssen die Schulden bezahlt werden, soviel Geld haben wir nicht. Immer und immer scheint Geld das Problem. Serap hortet es. Sie spart es von dem schmalen Lohn, den sie in der Textilfabrik bekommt. Sie verteidigt es gegen die Ansprüche des Mannes ihrer Schwester, bei der sie wohnt, bis sie es nicht mehr aushält. Sie trägt Tag um Tag dieselben Klamotten und macht nicht mit, wenn die Kolleginnen sich aufbretzeln. Für so etwas fehlt Serap auch völlig der Sinn, denn sie ist nahezu monomanisch besessen von einer einzigen Idee: Der Vater soll in die Stadt ziehen, damit sie, die im Waisenheim aufwuchs, als der Vater im Gefängnis war, endlich eine Bleibe hat. Esme Madra ist umwerfend als Serap. Misstrauisch, immer auf dem Sprung und unsagbar wütend, ohne eine Chance, das zeigen zu können, wirkt sie wie eine geballte Faust. Die Anspannung ist durchgehend. Wenn es überhaupt eine Bewegung in UNTIL I LOSE MY BREATH der türkischen Regisseurin Emine Emel Balci gibt, dann ist es die von maximaler Anspannung zu einem fast unmerklichen Ausatmen, Mut fassen. Der Rest ist Kampf: gegen die Armut, gegen die beschissenen Arbeitsbedingungen, gegen eine Männerwelt, in der alle – vom Vater bis zum Arbeitskollegen – mehr zu sagen haben als Serap, in der keiner sie hört. Um die Wahl der Mittel kann sich Serap dabei keine Gedanken machen.

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: Nefesim Kesilene Kadar
Türkei/Deutschland 2014, 94 min
Genre: Drama
Regie: Emine Emel Balcı
Drehbuch: Emine Emel Balcı
Kamera: Murat Tuncel
Schnitt: Dora Vajda, Emine Emel Balcı
Verleih: unafilm
Darsteller: Esme Madra, Rıza Akın, Sema Keçik
Kinostart: 16.06.2016

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