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Der große Tag

Inszenierte Realität

Nach dem Vorbild von AUF DEM WEG ZUR SCHULE zeigt Pascal Plisson vier Jugendliche, die einen großen Tag vor sich haben, der ihr Leben verändern kann: Nidhi aus Indien bangt um die Aufnahme in eine Förderschule, Albert aus Kuba will Mitglied eines Boxvereins werden, Deegii aus der Mongolei in eine Zirkusschule eintreten und Tom aus Uganda will Ranger in einem Nationalpark werden.

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Vor ein paar Jahren drehte der französische Regisseur Pascal Plisson AUF DEM WEG ZUR SCHULE, bei dem er vier Kinder aus unterschiedlichen Regionen genau dabei beobachtete. DER GROSSE TAG ist nun eine Art Fortsetzung, folgt einem ähnlichen Muster und hat ähnliche Probleme. Erneut zeigt Plisson vier Kinder, diesmal Jugendliche, die einen großen Tag vor sich haben, der ihr Leben verändern kann: Nidhi aus Indien bangt um die Aufnahme in eine Förderschule, Albert aus Kuba will Mitglied eines Boxvereins werden, Deegii aus der Mongolei in eine Zirkusschule eintreten und Tom aus Uganda will Ranger in einem Nationalpark werden. Vier unterschiedliche Schicksale, vier unterschiedliche Regionen, die Plisson zu einem Bilderfluss zusammenschneidet, der regionalen Unterschieden keinen Raum lässt. Betont bunt und leuchtend sind die Bilder, mit denen Plisson die vier Länder zeigt, glänzend die Oberfläche, beeindruckend die Landschaften, bombastisch die Musik, so dass von der sozialen Realität der Jugendlichen, von ihrem Alltag, wenig zu spüren ist. Das Hauptproblem von AUF DEM WEG ZUR SCHULE ist jedoch, dass zwar vier „echte“ Menschen im Mittelpunkt stehen, diese jedoch in fast immer offensichtlich inszenierten Szenen zu sehen sind. In seinem Bemühen, einen Ensemblefilm zu drehen, verlässt sich Plisson nicht auf dokumentarische Aufnahmen, sondern lässt seine Figuren geschriebene Dialoge aufsagen, die dementsprechend oft hölzern wirken. Dieser Ansatz ist umso bedauerlicher, als die auch vorhandenen echten dokumentarischen Aufnahmen und die vereinzelt eingestreuten Interviews mit den Eltern der Jugendlichen viel über deren Wünsche und Hoffnungen erzählen. Sich auf solche Momente zu verlassen, statt seine eigene Realität zu inszenieren, wagt Plisson aber leider nur selten.

Michael Meyns

Details

Originaltitel: Le grand jour
Frankreich 2015, 86 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Pascal Plisson
Drehbuch: Pascal Plisson
Schnitt: Sylvie Lager, Perrine Bekaert
Musik: Krishna Levy
Verleih: Wild Bunch
Kinostart: 10.12.2015

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