Die Solidarische Landwirtschaft, kurz Solawi, soll die Tore in eine solidarische, bedürfnisorientierte Gesellschaft öffnen. Doch dabei treffen verschiedene Vorstellungen und Modelle aufeinander: Sollen Landwirt*innen fair und sicher entlohnt werden, oder die Mitglieder selbst genossenschaftlich gepachtete Feldern bewirtschaften? Erhalten die Abnehmer*innen vorgefertigte Gemüsepakete, oder suchen sie sich die Ware im Laden aus? Soll das Kollektiv möglichst offen oder eingeschworen sein?
Ohne den Blick für das Ganze zu verlieren, zeigt DAS KOMBINAT diese verschiedenen Vorstellungen innerhalb einer einzelnen Genossenschaft: dem Münchner Kartoffelkombinat, der deutschlandweit größten Solawi. Gegründet 2012 von Simon Scholl und Daniel Überall, zählt es 2022 schon 3000 Mitglieder. Die Größe heißt jedoch nicht unbedingt, dass das Kartoffelkombinat erfolgreicher ist als vergleichbare Projekte. Die Anzahl an Mitgliedern bringt Probleme mit sich, die andere Genossenschaften durch bewusste Begrenzung ihres Wachstums vermeiden.
Diese Probleme werden im Verlauf des Films immer deutlicher. Die beiden Gründer entwickeln sich im wachsenden Kombinat zu Antipoden: Während Daniel auf Wachstum und Scalability pocht, macht sich Simon Sorgen um die hierarchische Struktur und zunehmende Anonymität der Genossenschaft. Mit den beiden Protagonisten werden verschiedene Gewichtungen, Entwürfe und Visionen vorgestellt, die innerhalb der Bewegung für solidarische Landwirtschaft koexistieren und zum Teil auch konkurrieren. Doch was Daniel und Simon eint, ist die Überzeugung, als solidarische Landwirte das Richtige zu tun.

Der Film von Moritz Springer ist zurückhaltend und sachlich, doch vielleicht ist DAS KOMBINAT gerade deswegen überzeugender als manch anderer, offensiver werbende Film über den ökosozialen Wandel.

Yorick Berta