Im Wahlkreis 196 im südlichen Thüringen, bestehend aus der kreisfreien Stadt Suhl und den Landkreisen Schmalkalden-Meiningen, Hildburghausen und Sonneberg, finden Wahlen normalerweise statt, ohne dass sich überregionale Medien dafür interessieren. Nicht so im Vorlauf zur Bundestagswahl 2021, denn ein kreisfremder Politiker war Kandidat der CDU: Hans-Georg Maaßen, der ehemalige Präsident des Verfassungsschutzes, der in den letzten Jahren mit – vorsichtig ausgedrückt – fragwürdigen Aussagen auf sich aufmerksam gemacht hatte. Dass die CDU den aus Mönchengladbach stammenden Maaßen nun ausgerechnet in einer Region als Kandidat nominierte, in der die Zustimmung für rechtspopulistische Phrasen besonders groß ist, hat mehr als einen faden Beigeschmack. Und brachte die Filmemacher Yvonne und Wolfgang Andrä auf die Idee zu ihrem Dokumentarfilm ARENA 196 – ZWISCHEN WENDE, WAHL UND WIRKLICHKEIT, der fünf Kandidaten und eine Kandidatin bei Wahlkampf und Podiumsdiskussionen beobachtete. Neben Maaßen sind dies unter anderem Sandro Witt von den Linken, Stephanie Erben von den Grünen und der Kandidat der SPD, Frank Ullrich, den Älteren vielleicht noch als sehr erfolgreicher Biathlet bekannt. Dass am Ende Ullrich in den Bundestag einzog, war wohl auch dem Einsatz der bundesweit agierenden Bürgerinitiative Campact geschuldet, die mit Spenden und persönlichem Einsatz ihnen genehme Kandidaten unterstützt – oder wie im Wahlkreis 196 aktiv gegen einen Kandidaten, in diesem Fall Maaßen, agiert. Legal ist das zwar schon, welchen Einfluss es aber auf den politischen Diskurs hat, wenn wie in diesem Fall die Kandidaten der Linken und Grünen gedrängt werden, sich zurückzuziehen, das ist eine der spannenden Fragen, die in ARENA 196 aufgeworfen werden.

Michael Meyns